Wissenschaft

Studie: Zusammenhang zwischen Maximalkraft und Schwimmleistung

Entscheidet die Kraft über die Schwimmleistung?

Der Latissimus als entscheidender Zugmuskel in der Untersuchung

Die Maximalkraft ist entscheidend dafür verantwortlich, mit welchem maximalen Impuls der Schwimmer gegen das Wasser drücken kann. Das ist deshalb wichtig, da je kürzer der Druck gegen das Wasser erfolgt, umso mehr Kraft notwendig ist. Und dort wo hohe Kräfte auf das Wasser wirken entsteht eine Gegenkraft, der Widerstand. Nur dieser Widerstand, welcher sich an den Antriebsflächen bemerkbar macht, ermöglicht es dem Schwimmer einen Abdruck zu erzeugen. Dieser Abdruck erzeugt schlußendlich die Beschleunigung des eigenen Körpers, es entsteht Vortrieb. Soweit die Theorie – in der Praxis stellt sich das natürlich alles etwas komplexer dar.

Aus den genannten Gründen steht das Training der Maximalkraft an erstere Stelle des Schwimmtrainings an Land – ein ausführlicher Artikel bitte hier klicken – um die erforderlichen Kraftwerte zu entwickeln. Nun aber zu einer aktuellen Studie, die wir hier zusammenfassen.

Titel der Studie

Investigation of the relationship between maximal strength and swimming performance in adolescent swimmers

Autoren: Cengizel, E. & Dölek, B. E.

Erschienen: International Journal of Applied Exercise Physiology, 9 (3), 89-97, 2020, > LINK

Ziel der Studie

Ziel dieser Studie ist es, den Zusammenhang zwischen maximaler Kraft und Schwimmleistung bei jugendlichen Schwimmern zu untersuchen. 7 weibliche und 8 männliche Schwimmer zwischen 13 und 16 Jahren nahmen freiwillig an der Studie teil.

Methode und Ergebnisse

Ein maximaler Wiederholungstest (1 U / min) an den Kraftgeräten „Butterfly (d.h. Brustmuskel), Latissimuszug, Beinpresse und maximaler Liegestütztest mit eigenem Körpergewicht wurde angewendet, um die maximale Kraft zu bestimmen. Die Schwimmer wurden aufgefordert, 50 m und 100 m Freistil zu schwimmen, um ihre Schwimmleistungen zu bewerten.

Die Schwimmleistungsdaten wurden in Form von Schwimmleistungen getrennt für 50 m und 100 m, 50 m Freistil-Beinarbeit (KT), Schlagzahl (SC), Schlagzeit (ST), Distanz pro Schlag (DPS), Schlaglänge ( SL), Schlagfrequenz (SR), Herzfrequenz (HR) ermittelt – Ergänzung der Redaktion: Schlag steht hier für Zug. Der Spearman-Korrelationstest wurde angewendet, um die Beziehung zwischen maximaler Kraft und Schwimmleistung zu bestimmen (p <0,05).

Eine signifikante und positive Beziehung wurde zwischen der maximalen Kraft des Butterfly- und Lat-Pulldowns und der Herzfrequenz der weiblichen Schwimmer nach dem 100-m-Freistil-Schwimmen bestimmt (100 m HR & Schmetterling r = 0,818, p = 0,015; 100 m HR & Lat-Pulldown-R = 0,754) p = 0,038); und zwischen 100 m Schwimmzeit und maximalen Liegestützen der männlichen Schwimmer (r = -0,707, p = 0,037).

Es wurde jedoch eine signifikante negative Beziehung zwischen 1RM Lat-Pulldown und 50 m SC (r = -710, p = 0,037) gefunden, und eine signifikante positive Beziehung wurde zwischen 1RM Lat-Pulldown und 50 m SL (r = 0,710) gefunden , p = 0,037).

Fazit der Autoren

Es wurde keine signifikante Beziehung zwischen der Schwimmleistung und der maximalen Kraft bei männlichen und weiblichen Schwimmern gefunden. Infolgedessen kann vermutet werden, dass vor allem der Latissimuszug und die dort ermittelte Maximalkraft ein bestimmendes Element für die Schwimmleistung ist.

Unsere Anmerkung

Wie so oft, sind Studien genau zu lesen und zu interpretieren. Oftmals geben sie einen sehr engen Blick auf einzelne Aspekte wider und übersehen dabei womöglich das „große Bild“. So ist die Schwimmleistung natürlich von vielen weiteren Faktoren abhängig und sie gelten dabei als leistungsrelevante Faktoren. Es sind beispielhaft nur die zahlreichen koordinativen Variablen genannt, technische Präzision, Ansteuerung usw. – unter dieser Betrachtung ergibt sich folgerichtig ein deutlich komplexeres Bild und lässt erklären, weshalb manche Korrelationen auf mathematischen Wege ermittelt werden, die nur Teilaspekte erfassen. Nichtsdestotrotz helfen Studien immer, neue Blickwinkel einzunehmen und kleine Puzzlestücke für das Ganze zu finden.

Unser Tipp: Zugseil-Training

Mit dem Zugseil kann man die antriebsrelevante Muskulatur an Land bestens ansprechen und gezielt trainieren. Es handelt sich dabei im Kern um den Latissimus, den Pectoralis und den Trizeps.

Eine Übersicht zum Thema „Antriebsrelevante Muskulatur“ gibt es mit einem > KLICK

Tipps zur richtigen Technik am Zugseil gibt es in dem folgenden Video. Einfach auf das Motiv klicken und schon startet der Clip.