Studie: Einfluss der Bewegungsfrequenz auf das Höchsttempo
Mehr Züge gleich höhere Schwimmgeschwindigkeit?
Welche Zusammenhänge kann man erkennen?
Die Zugfrequenz, also die Anzahl der Bewegungszyklen pro Minute, ist im Schwimmsport eine wichtige Kenngröße zur Beurteilung der Koordination, der Effizienz und der individuellen Steuerung. Besonders die Individualität spielt hier eine große Rolle, da die Zugfrequenz von vielen individuellen Parametern beeinflusst wird. Deshalb ist die Ermittlung der individuell, auf die Streckenlänge und Geschwindigkeit angepassten Zugfrequenz ein wichtiges Instrument, um die Fähigkeiten des Sportlers zu optimieren.
In diesem Fall ist es empfehlenswert, im Training die Frequenzuhr (Schlagfrequenz) zur Hand zu nehmen und die Sportler immer wieder individuell zu testen. Denn auch hier gilt: ohne Fleiß kein Preis. Um wirklich aussagekräftige Werte zu erhalten, braucht man die ständige Messung im Training und im Wettkampf als eine Art der Datenerhebung. Nur so füllt sich das Datenheft und lässt eine Analyse und daraus folgernd eine individuelle Empfehlung zu. Ein interessanter Prozess, der Sportler mitunter auf ein völlig neues Leistungsniveau heben kann.
Auch Trainer, die diesem Aspekt bislang wenig Aufmerksamkeit geschenkt haben, können sich in diesem Bereich wertvolles Wissen aneignen und die Leistungen ihrer Schützlinge deutlich optimieren.
Hier nun eine Studie zum Thema, die wir zusammenfassen.
Titel der Studie:
Influence of stroke rate on coordination and sprint performance in elite male and female swimmers
Autoren: Simbaña-Escobar, D., Hellard, P. & Seifert, L.
Erschienen: Scandinavian Journal of Medicine & Science in Sports, 2020 > Link
Inhalt
Diese Studie untersuchte die Auswirkungen des Geschlechts und die Variationen der bevorzugten Bewegungsfrequenz (Armzugfrequenz) auf die Schwimmleistung und die Armkoordination bei Elite-Freistil-Schwimmern.
Methodik
Neunzehn Schwimmer führten eine doppelte Aufgabe aus, d.h.
a) mit verschiedenen Aufgaben bzgl. der Bewegungsfrequenz und
b) mit maximaler Geschwindigkeit.
Sie schwammen zweimal neun 25-m-Versuche mit maximaler Geschwindigkeit: einen Versuch mit der bevorzugten Bewegungsfrequenz, einen Versuch mit maximaler Bewegungsfrequenz und sieben Versuche mit vorgegebenen Bewegungsfrequenzen zwischen 41 und 59 Zyklen / min, die von einem Aquapacer durchgeführt wurden. Die Bewegungsfrequenz, die Armschlagphasen und die Armkoordination wurden aus einer Trägheitsmesseinheit an jedem Unterarm und einer am Kreuzbein berechnet.
Die Zeit auf den 25m wurde aufgezeichnet, um die Schwimmgeschwindigkeit zu bestimmen.
Ergebnisse
Die Ergebnisse zeigten, dass der festgestellte Unterschied zwischen der beauftragten und der tatsächlich durchgeführten Bewegungsfrequenz bei der bevorzugten Bewegungsfrequenz für Frauen am geringsten war. Eine Erhöhung der Bewegungsfrequenz führte zu einer Erhöhung der Schwimmgeschwindigkeit und des Koordinationsindex (Index of coordination – IdC > KLICK zu einem Artikel). Diese Änderungen konnten jedoch durch die bevorzugte Bewegungsfrequenz beeinflusst werden. Einzelanalysen ergaben, dass einige Schwimmer eine höhere Flexibilität (größerer Bereich der Bewegungsfrequenz) bezüglich ihrer bevorzugten Bewegungsfrequenz zeigten.
Fazit der Autoren
Diese Flexibilität der Bewegungsfrequenz schien bei Schwimmern ausgeprägter zu sein, die beim Schwimmen mit der maximalen Bewegungsfrequenz höhere Geschwindigkeiten erreichten als mit der bevorzugten Bewegungsfrequenz.
Unser Tipp: Trainingsplan 126
Das Training der Bewegungsfrequenz ist ein wichtiger Baustein, um möglichen Leistungsstagnationen vorzubeugen und die individuellen Möglichkeiten zu ermitteln. Gar nicht selten steckt im Detail die Lösung für ein höheres Tempo – und das kann die Bewegungsfrequenz sein, welche aus den beiden Komponenten Überwasser- und Unterwasserphase besteht. Besonders die Überwasserphase wird in dieser Diskussion gerne übersehen. Deshalb schnell mal reinklicken in diesen Trainingsplan und die Erläuterungen zum Thema inkl. wertvoller Tipps für die Praxis.