Wissenschaft

Studie: Der Trainer als Psychologe?

Benötigen Trainer Kenntnisse aus der Psychologie?

Wann sollte interveniert werden?

Leistungssport ist immer auch eine Wanderung zwischen den Extremen … wenn man dieses Bild überhaupt verwenden darf. Denn neben den Erfordernissen, sich für das Training zu motivieren und täglich Leistung abzuliefern, gibt es noch ganz andere Spannungsfelder. Spätestens wenn es zum Wettkampf kommt, erscheinen Erwartungen (eigene und fremde), die der Zielerreichung nicht immer förderlich sind.

Oft stehen Erwartungen einer optimalen Leistungserbringung im Weg. Da eröffnet sich die Frage nach einer gelungenen Intervention. Sollten Trainer, neben den trainingsmethodischen Kenntnissen, auch im Bereich der Psychologie Kenntnisse besitzen, die es ihnen erlauben, zum richtigen Zeitpunkt geeignete Handlungsanweisungen zu geben? Jeder Trainer weiß, wie schwierig dieses Unterfangen ist.

Auf der anderen Seite scheinen hingegen die Verbände in der Trainer-Ausbildung dem Erwerb und der Vermittlung solcher Kompetenzen wenig Raum zu widmen. Hier offenbart sich ein wesentlicher Aufholbedarf. Denn jede Leistung beginnt im Kopf … und endet auch meist genau dort.

Weil das Thema so interessant ist und weitere Aufklärung notwendig ist, fassen wir eine Studie zusammen.

Titel der Studie

Understanding the role of coaches in supporting the mental health of elite athletes (Verständnis der Rolle von Trainern bei der Förderung der psychischen Gesundheit von Spitzensportlern).

Autoren: Sankey, C., Wallace, Lee. & Caperchione, C. M. (2023)

Erschienen: Journal of Science and Medicine in Sport, 26 (8), 399-404.

Ziel der Studie

Spitzensporttrainer verlassen sich bei der Unterstützung von Sportlern, die mit ihrer psychischen Gesundheit zu kämpfen haben, oft auf ihre Diskretion, wobei klare Richtlinien noch nicht allgemein übernommen wurden.

Ziel dieser Studie war es zu untersuchen, wie Trainer ihre Rolle für die psychische Gesundheit von Sportlern und ihre Rollenklarheit wahrnehmen.

Aufbau der Studie

Diese Studie verwendete einen deskriptiven qualitativen Ansatz mit halbstrukturierten Interviews.

Methoden

17 australische Elite-Schwimmtrainer wurden befragt, wobei der Schwerpunkt auf ihren wahrgenommenen Erfahrungen mit der psychischen Gesundheit von Sportlern und etwaigen Diskrepanzen zwischen ihrer aktuellen Rolle und ihrer Wahrnehmung lag. Zur Analyse der Ergebnisse wurde eine thematische Analyse eingesetzt.

Ergebnisse

Die Ergebnisanalyse ergab, dass Trainer zu ihrer Aufgabe eine offene Kommunikation, die aktive Beobachtung der Stimmung ihrer Sportler und das Erkennen potenzieller Wissensdefizite im Bereich der psychischen Gesundheit zählen. Sie wiesen auch auf mangelnde Klarheit darüber hin, wann ein Sportler an einen Arzt überwiesen werden sollte.

Den Sportlern wurde die Verantwortung für die Aufrechterhaltung des Selbstbewusstseins und die Suche nach Hilfe zugeschrieben, während die organisatorische Rolle die Bereitstellung von Bildung und Finanzierung umfasste.

Zu den Hindernissen für die Unterstützung der psychischen Gesundheit von Sportlern gehörten ein Mangel an Ressourcen und eine schlechte Kompetenz im Bereich der psychischen Gesundheit. Die Trainer schlugen eine Reihe von Empfehlungen zur Beseitigung dieser Hindernisse vor, darunter Aufklärung und die Neugestaltung von Unterstützungssystemen.

Schlussfolgerung

Australische Schwimmtrainer würden von formellen Richtlinien zur Identifizierung, Verwaltung und Unterstützung der psychischen Gesundheit von Sportlern sehr profitieren. Diese Richtlinien sollten unter Einbeziehung von Trainern und Schlüsselpersonal sowie von klinischen Fachkräften erstellt werden und evidenzbasierte Maßnahmen nutzen, einschließlich der Berücksichtigung der Grenzen von Trainern als nicht-psychische Gesundheitsfachkräfte.