Wissenschaft

Körperrasur: Was bringt das eigentlich? Nur Optik oder mehr?

Aalglatt – was bringt die Körperrasur im Schwimmen?

Aalglatt sagt man ja gerne, wenn es um widerstandsfreie Oberflächen geht. Nicht zufällig scheint es deshalb, dass sich Schwimmer vor wichtigen Wettkämpfen von ihren Körperhaaren befreien. Welche Aspekte stecken dahinter?

Ruft man sich die Bilder von Endläufen Olympischer Spiele, Weltmeisterschaften oder anderer Großereignisse im Schwimmen ins Gedächtnis, dann fällt auf, dass man keinen Schwimmer sieht, der stolz sein Brusthaar präsentiert. Vielmehr sehen alle Athleten salopp gesagt herausgeputzt und poliert aus. Ist das nun der sportiven Optik geschuldet oder handelt es sich gar um ein Ritual, welches sich – ohne auf seine Wirksamkeit hin überprüft zu sein – über Jahre und Jahrzehnte an die kommenden Schwimmergenerationen entwickelt hat?

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Wissenschaftliche Aussage

Geht man das Thema wissenschaftlich an, so bietet die Studienlage nicht wirklich viele belegte Vorteile. 1989 war es der Wissenschaftler Dave Costill, der seine Erkenntnisse in der Zeitschrift Medicine and Science in Sports and Exercise veröffentlichte. Er bildete zwei Gruppen von Leistungsschwimmern, die er verschiedenen Tests unterzog. Zunächst starteten beide Gruppen ohne Körperrasur in ein Dauerschwimmen sowie ein stehendes Schwimmen am Seil (Tehtered Swim oder angebundenes Schwimmen), bei dem Parameter zur Beurteilung des Leistungsaufwandes gemessen wurden. Im Anschluss daran, entfernte eine Gruppe die Köperhaare, während die zweite Gruppe keinerlei Änderungen vornahm.

In einer zweiten Testreihe konnte festgestellt werden, dass sich die Laktatwerte der „rasierten“ Gruppe bei gleichen Testanforderungen wie zuvor signifikant, und zwar im Mittel von 8,48 auf 6,74 mmol/l verringert hatten. Die Kontrollgruppe hingegen zeigte keinerlei Veränderungen.

Besserer Widerstandswert?

In einer weiteren, etwas neueren Untersuchung wurde dieses Ergebnis bestätigt. Hier stellten die Wissenschaftler fest, dass der Geschwindigkeitsabfall auf einer zuvor festgelegte Strecke nach einer Haarentfernung deutlich geringer war als zuvor. Die Schlussfolgerung lautete: die Körperrasur verringert offenbar die Widerstandskomponente zugunsten des Schwimmers, wodurch sich der metabolische Aufwand reduziert, der Schwimmer als für dieselbe Leistung weniger Energie aufbringen muss. Im Umkehrschluss könnte man auch sagen: rasierte Körper schwimmen schneller!

Aus der Erfahrung und Befragung von Athleten zeigt sich aber immer auch eine weitere wichtige Komponente: die Psyche. Im Regelfall wird die Prozedur der Körperrasur dann durchgeführt, wenn es in die wichtigen Wettkämpfe geht. In diesem Zusammenhang entwickelt sich die sportliche Form planungsgemäß ebenfalls stark positiv, wenn die letzten Wochen und Tage ganz im Zeichen der Umfangsreduzierung und Taperns stehen.

Placebo oder doch viel schneller?

Dann kommen womöglich zwei Dinge zusammen. Zum einen steigert sich die sportliche Form, das Wassergefühl verbessert sich aufgrund der zunehmend höheren Trainingsgeschwindigkeiten und hinzu addiert sich ein außergewöhnliches Gefühl der Widerstandsoptimierung dank der Körperrasur. Manche Schwimmer sprechen davon, „ewig gleiten zu können, wenn ich rasiert bin!“

Im Endeffekt kann man auf jeden Fall behaupten, dass eine Körperrasur bislang nicht geschadet hat. Ganz im Gegenteil – die ritualisierte Prozedur zeigt auch der Psyche unmissverständlich an: Nun wird es ernst, es geht es um etwas!

Ziel erreicht: Wettkampf-Modus aktiviert!