TECHNIK: Mit Köpfchen schwimmen
Mit Köpfchen unterwegs sein
Denken Sie zunächst einmal an Skiläufer, der vor dem Start bei geschlossenen Augen den Abfahrtskurs vor dem inneren Auge noch einmal abfährt. Da deutet die Kopfbewegung für den Beobachter deutlich auf die Fahrtrichtung hin. Ähnlich verhält es sich bei der mentalen Vorbereitung der Rodel- und Bobsportler. Da wird die Vorstellung der sportlichen Bewegung mit der eigenen Motorik synchronisiert.
In koordinativ herausfordernden Sportarten erkennt man sehr deutlich, welchen Einfluss die Kopfhaltung auf die gesamte Bewegung hat. So bewegen Eiskunstläufer beispielsweise bei einer Pirouette immer den Kopf voraus und den Körper quasi hinterher. Auch Kunstturner bewegen bei einem Salto oder einer Körperdrehung zunächst den Kopf voraus. Sekundenbruchteile später folgt die komplette Bewegung.
Der Kopf steuert die Bewegung
Haltung und Bewegung des Kopfes dienen also der Einleitung eines komplexen Bewegungsablaufs. Deshalb spricht man im Sport auch von der Kopfsteuerung. Ihr kommt jedoch nicht nur bei schwierigen Bewegungsaufgaben eine große Bedeutung zu. In vielen anderen Sportarten bestimmt die Kopfsteuerung die gesamte Körperposition und kann somit auch zu einem hervorragenden Kontrollinstrument werden. Auch im Schwimmsport gibt es zahlreiche Einsatzbereiche der Kopfsteuerung, die es zu beachten lohnt.
An erster Stelle steht natürlich die Drehung bzw. das Anheben des Kopfes, um Luft zu holen. Doch schon diese recht einfache Bewegung kann im gesamten Körper eine Gegenreaktion erzeugen. Bei fehlender Fixierung kann beispielsweise die Schulter beim Kraulschwimmen auf der Gegenseite mehr oder weniger leicht abfallen und die Wasserlage verändern. Ist dies erst einmal geschehen, kann das die komplette Körperposition beeinträchtigen.
Widerstände optimieren
Auch der nach vorne gerichtete Blick beim Schwimmen und das damit verbundene Anheben der Stirnfläche führen nicht nur zu einem größeren Frontalwiderstand. Gleichzeitig kontert der Oberkörper diese Positionsänderung durch ein Absinken des Beckens. In einer Kettenreaktion verliert der Schwimmer seine flache Wasserlage, erhöht den Widerstand und wendet damit zusätzlich Kraft auf.
Die beste Kopfhaltung nehmen Sie beim Delfin- Brust- und Kraulschwimmen ein, indem Sie die Blickrichtung weitestgehend senkrecht zu Boden oder leicht nach vorne einstellen.
Kleine Experimente im Training
Kleine Experimente verdeutlichen, warum es sinnvoll ist, sich über die Positionierung des Kopfes Gedanken zu machen. Versuchen Sie im Becken doch einmal eine Rollwende durchzuführen, indem Sie den Blick ständig nach vorne richten. Vermutlich werden Sie nach wenigen Versuchen verzweifeln. Eine schnelle Rolle ohne vorheriges Drücken des Kinns in Richtung Brustkorb wird unmöglich. Im nächsten Versuch versuchen Sie, so schnell wie möglich, unten Ihrem Körper hindurch in die Richtung des Abstosses und der angestrebten Schwimmrichtung zu blicken. Schon wird die Drehung zu einem Kinderspiel! Allein diese Beispiele aus dem Schwimmsport machen schon deutlich, welchen Einfluss die Haltung und Bewegung des Kopfes hat. Auch Abstoss- und Gleitübungen mit verschiedenen Positionen des Kopfes (Kinn auf die Brust, Blick nach vorne u.ä.) kann einen deutlichen und bildhaften Eindruck über die Bedeutung der Kopfsteuerung erzeugen.
Beweglichkeit ist wichtig
Trainieren Sie deshalb regelmäßig die Kräftigung und Beweglichkeit der Schulter- und Nackenmuskulatur, um Ihrer Kopf- und Körperposition die nötige Stabilität zu verleihen. Eine falsche Kopfhaltung kann sogar Ursprung von Verletzungen sein. Somit kann eine wirksame Prophylaxe gewissermaßen tatsächlich schon im Kopf beginnen.
Einige Übungsvorschläge
- Trainieren Sie die Flexibilität Ihrer Nacken- und Schultermuskulatur
- Stärken Sie die Muskulatur im Nackenbereich
- Nutzen Sie visuelle Kontrollen, um die Kopfhaltung zu steuern (z.B. Blick auf den Beckenboden)
- Kontrollieren Sie Ihre Schwimmtechnik und Wasserlage regelmäßig auch im Hinblick auf die Kopfhaltung