Training & Wettkampf

Anabolismus Vs. Katabolismus: Deshalb muss sich das Training im Alter ändern

Weshalb Training angepasst werden muss

Was in jungen Jahren funktioniert ist keine Garantie für alle Zeiten.

Beispiel: Die Bedeutung der Beweglichkeit

Ein Blick in die Struktur der Leistung offenbart, wie auch ein tiefer Blick in die Leistungsmöglichkeiten und deren Entfaltung beim Sportler selbst, dass das Training einer ständigen Anpassung bedarf. Wie entwickelt sich das Leistungsvermögen z.B. im Alter und wie sollte das Training umgestaltet werden? Wir möchten mit diesem Artikel zum Nachdenken anregen und nutzen dazu die konditionelle Fähigkeit „Beweglichkeit“, um illustrieren, weshalb fundiertes Wissen zur erfolgreichen Umgestaltung der Trainingsprozesse führen kann.

Alles ist in Bewegung

Der Mensch ist einem steten Wandel unterworfen. Ständig laufen Prozesse bewusst oder unbewusst ab und beeinflussen unser Leben. Dazu gehört auch der Energiestoffwechsel! Und blickt man hier in die allgemeinen Statistiken, so stellt man unweigerlich fest, dass die Leistungsfähigkeit im Sport mit dem 30. Lebensjahr im Regelfall seinen biologischen Höhepunkt erlebt. Selbstverständlich gilt auch hier die Regel: sofern du nichts dagegen tust.

Geht man bewusst mit dem Wissen um dem Wechsel vom anabolen – also aufbauenden – Prozess in den katabolen – also abbauenden – Prozess um, so ist es möglich, diese Entwicklung nicht nur zu verzögern, sondern sogar zu durchbrechen. Jedoch bedarf es da eines gründlichen Wissens darüber, wo es sinnvoll ist, anzusetzen.

Anabolismus oder Baustoffwechsel (von griech. αναβολισμόςanabolismós, „Aufwurf“) bezeichnet bei Lebewesen den Aufbau von Stoffen.

Katabolismus (griechisch καταβολισμόςkatabolismós, ursprünglich „Niederlegung, Kräfteverfall“)

Ein 18-jähriger trainiert anders als ein 45-jähriger Sportler

Klar ist nun, dass die sportliche Leistungsentwicklung ab einem gewissen Zeitpunkt kein Automatismus mehr ist. Dagegen steht aber die allgemeine Trainingslehre, die sich dieser Problematik kaum widmet. Schließlich macht es einen Unterschied, ob ich eine Trainingsmethode auf einen 18- oder 45-jährigen wirken lasse. Dies betrifft nicht nur den Moment des ausgelösten Trainingsreizes, sondern natürlich auch die Regeneration und die anschließende Anpassung! Die Reaktion auf einen Reiz ist in einem katabolen Prozess deutlich differenzierter zu planen als wenn ein anaboler Prozess angesteuert wird.

Folgerichtig gilt es, das Training neu zu definieren. Greife ich mit den Trainingsmaßnahmen in einen anabolen oder katabolen Prozess ein? Eine Basisüberlegung! Kurz gesprochen: das Training muss ständig angepasst werden, um Leistungsstagnationen oder -rückgängen entgegenzuwirken.

In diese Zusammenhang sind Trainer und Sportler aufgefordert, sich mit den allgemeinen und spezifischen Prozessen zu beschäftigen. Der Hebel, der in jungen Jahren zum Erfolg führte, hat im Alter selten dieselbe Wirkung. Ganz besonders dann nicht, wenn es sich um erfahrene Sportler handelt, die auf eine lange Sporthistorie zurückblicken können.

Die Herausforderung ist es, die Bereiche zu finden, die die Gesamtleistungsfähigkeit erheblich beeinflussen können, ohne dass sie augenscheinlich im Vordergrund stehen. Ganz besonders für Ausdauersportler ist die Gefahr groß, in Trainingsroutinen zu verfallen, die einer Weiterentwicklung entgegenwirkt.

Erklärungsbeispiel Beweglichkeit

Ein anschauliches Beispiel ist die Ausprägung der konditionellen Fähigkeit Beweglichkeit. Natürlich ist ein flexibler Muskel leistungsfähiger und weniger anfällig gegenüber Verletzungen. Die Fähigkeit nimmt mit zunehmendem Alter sukzessive ab, wird jedoch als leistungslimitierender Faktor nur selten identifiziert. Dabei beeinflusst die Beweglichkeit unter Umständen die Effizienz der Motorik und setzt hinsichtlich der koordinativen Abstimmung nicht selten DIE Grenze.

Ein Beispiel: selbst wenn alle konditionellen Fähigkeiten gut ausgeprägt und trainiert sind, so ist eine Einschränkung in der sportartspezifischen und allgemeinen Beweglichkeit ein klar erkennbarer „Limiter“. Hat der Sportler die technische Komponenten, wie auch die koordinativen Abläufe kognitiv völlig – zu 100%! – korrekt abgespeichert, besitzt aber das Bewegungsausmaß nicht, um die Technik zu realisieren, ist die Leistungsfähigkeit begrenzt.

Wie Sie in der Abbildung erkennen können, umgibt das Ausmaß der Beweglichkeit die Entfaltung der konditionellen Fähigkeiten. Diese bildliche Darstellung soll Ihnen verdeutlichen, wie ganz besonders im Ausdauersport, die Möglichkeit, Fähigkeiten wie Kraft, Ausdauer, Schnelligkeit in eine Bewegung umzusetzen (und hier geht es ja immer um den Eigentransport des Körpers von A nach B!) über eine nur mangelhaft ausgeprägte Beweglichkeit eingeengt ist. Möglicherweise ist genau dies der Ansatz für Ihr eigenes Training!

Gültig auch für junge SportlerInnen

Und: dieses Phänomen begrenzt sich nicht nur auf das Training im Alter. Selbstverständlich ist auch der junge AthletInnen in seinen Möglichkeiten limitiert, wenn das Bewegungsausmaß eingeschränkt ist. Das genannte Beispiel soll aber vor allem für Masterssportler die Chancen aufzeigen, die sich hinter nachlassenden Fähigkeiten verstecken.

Erkennen Sie für sich, wo mögliche leistungslimitierende Faktoren erkennbar werden und trauen Sie sich, mehr Zeit in diese Bereiche zu investieren, um die Gesamtleistungsfähigkeit wieder anzuheben. Viel Erfolg!

von Holger Lüning

Foto: www.snap-pix.de