Schneller Schwimmen #08: Du kannst nicht gleiten
Ist das Gleiten im Schwimmen eine falsche Vorstellung?
Weshalb das Tempo nicht konserviert werden kann
Kann man im Wasser überhaupt gleiten? Definiert man „gleiten“, dann handelt es sich um eine Phase ohne aktiven Vortrieb. Das bedeutet, die Geschwindigkeit wird zuvor erzeugt und soll mittels eines Gleitvorgangs konserviert werden. Das klingt interessant und verlockend. Denn im Schwimmen würde es bedeuten, ein erzeugtes Tempo erhalten zu können, ohne etwas dafür zu tun. Das kann schon physikalisch nicht funktionieren. Deshalb ist der Begriff eigentlich nicht gut gewählt.
Hinzu kommen die Eigenschaften des Wassers mit seinen sehr hohen Widerstandswerten und hydrodynamischen Aspekten, die es nicht möglich machen, das Tempo auch nur für eine Zehntelsekunde zu halten (sofern man keinen Antrieb erzeugt). Sieht man sich die Situation an, wenn man sich vom Beckenrand abstößt, so ist zu erkennen, dass das Tempo unmittelbar abgebremst wird.
In der folgenden Grafik ist zu sehen, dass wir uns zwar mit hohem – ja sogar Weltrekordtempo ! – vom Beckenrand abstossen, jedoch schon nach wenigen Zehntelsekunden abgebremst werden. Die Quintessenz? Jede Vortriebspause beim Kraulschwimmen, oder anders gesprochen Gleitphase, bremst uns derart rapide ab, dass jeweils eine Neubeschleunigung erfolgen muss. Und die ist nicht nur mühsam und kraftaufwändig, sondern auch mit hohen Temposchwankungen verbunden. Eine Taktik, die man auch beim Laufen oder Radfahren nicht einsetzen würde. Warum dann beim Schwimmen in den Wechselschwimmarten (Ausnahme: Brustschwimmen) und insbesondere beim Kraulschwimmen?
(Grafik: Swimming Science, Dr. John G. Mullen)
Erlaubt man sich während des Schwimmens eine Phase ohne aktiven Vortrieb, so verliert man Tempo, welches danach wieder mühsam aufgebaut werden muss. Vorgänge die de-facto vorhanden und erkennbar sind, aber eben nur schwer spürbar. Kommen dann noch mißverständliche Trainingsaufgaben hinzu, kann Leistungsstagnation und falsches Training die Folge sein.
Um in einem Bild zu sprechen. Würde man besser, schneller und energieschonender laufen können, wenn man möglichst wenig Schritte einsetzt und den Weg pro Schritt (Schrittlänge) versucht zu maximieren?
Denn natürlich wird man nicht schneller, wenn man das Prinzip des Gleitens verinnerlicht und dabei vergisst, dass Tempo nur von aktiver (Vortriebs-)Arbeit erzeugt werden kann. Im Video illustrieren wir das Prinzip mit Beispielen aus dem Laufen und Radfahren und wollen vor allem Seiteneinsteigern damit bewusst machen, worauf es hinsichtlich einer effektiven Technik ankommt. Genau dann fängt das Training nämlich an, so richtig Spaß zu machen. Dann, wenn Tempo kommt!
Weiter geht´s im Video
Im Video gehen wir auf weitere Beispiele ein, die die Hintergründe weiter verdeutlichen. Viel Spaß und viele Grüße aus dem Freibad auf Teneriffa, Ort unserer Schwimm-Camps in den Monaten November bis Mai. Link für mehr Informationen, siehe Banner oben!