Studie: Smartphone-Gebrauch vor dem Training reduziert die Leistung
Ablenkung sinnvoll oder störend?
Das Smartphone und seine Bedeutung im Trainingsumfeld
Trainer ahnen es schon lange. Der übermäßige Gebrauch des Smartphones im Umfeld des Trainings, z.B. direkt am Beckenrand vor Beginn der Übungseinheit, lenkt den Sportler ab. Nun kann das positiv oder auch negativ sein. Hier hat jeder seine eigene Meinung.
Doch in der Beobachtung sieht man auch verschiedene Ansätze. So kann man während unserer Schwimm-Camps auf Teneriffa zahlreiche Teams, Nationalmannschaften, Profi-Schwimm-Teams der ISL und andere Gruppierungen beobachten und welche Rolle das Smartphone in deren Trainingsumfeld spielt. So sind insbesondere sehr erfolgreiche Teams sehr sparsam mit dem Einsatz des Smartphones und dem Gebrauch der sozialen Medien. Nach dem Training sind diese Teams hier deutlich affiner als vor dem Training, was für die Bedeutung der Konzentration auf die bevorstehende Trainingsaufgabe spricht.
Sozusagen vom Insta-Post zum Training innerhalb weniger Momente scheint für viele Spitzensportler nicht förderlich zu sein. Einige Nationalteams haben auf Teneriffa sogar Handy-Verbot am Beckenrand. Doch wie ernst ist diese Situation nun zu nehmen?
Eine Studie, die wir hier zusammenfassen, hat versucht, diese Fragestellung zu erörtern.
Titel der Studie
Does social media use on smartphones influence endurance, power, and swimming performance in high-level swimmers?
Autoren: Fortes, L. S., Nakamura, F. Y., Lima-Junior, D., Ferreira, M. E. & Fonseca, F. S. (2022)
Erschienen in: Research Quarterly for Exercise and Sport, 93 (1), 120-129.
Ziel:
Diese Studie zielte darauf ab, die wiederholte Wirkung von Social Media auf Smartphones unmittelbar vor Trainingseinheiten auf Hemmungskontrolle (Stroop-Aufgabe), Ausdauer (angebundenes Schwimmen), Sprungkraft-Test (CMJ) und Schwimmleistung (50, 100 und 400-m Freistil) bei SpitzenschwimmerInnen zu untersuchen.
Methoden:
Es handelt sich um eine randomisierte und experimentelle Untersuchung mit Parallelgruppen. Zweiundzwanzig Teilnehmer durchliefen die acht Wochen des Experiments.
Die Schwimmer (acht bis zwölf Einheiten pro Woche mit 15,9 ± 1,6 Stunden/Woche und Trainingserfahrung von ~ 5,6 Jahren) wurden in zwei Gruppen randomisiert: Kontrolle (CON, n = 11) und Smartphone (SMA, n = 11).
Unmittelbar vor jeder Trainingseinheit sah sich die CON-Gruppe 30 Minuten lang Videos über Olympische Spiele an. Die SMA-Gruppe nutzte 30 Minuten lang Smartphone-Apps sozialer Netzwerke.
Hemmungskontrolle, Ausdauer, CMJ und Schwimmleistung wurden vor und nach der achtwöchigen Intervention gemessen.
Ergebnisse:
Keine Interaktion Gruppe x Zeit für 50 m Freistil (F(4, 18) = 1,04; p = 0,33; Eta hoch 2 = 0,09) und CMJ-Leistung (F(4, 18) = 0,31; p = 0,58 ; Eta hoch 2 = 0,03) wurde gefunden. Beide Versuchsgruppen verbesserten CMJ (F(2, 20) = 8,71; p = 0,01; Eta hoch 2 = 0,46).
Nur die CON-Gruppe verbesserte die 100-m- (p = 0,02), 400-m-Freistil- (p = 0,01) und Ausdauerleistung (p = 0,01). Die CON-Gruppe verbesserte die inhibitorische Kontrollantwort (p = 0,01).
Schlussfolgerung:
Es wird gefolgert, dass die wiederholte Wirkung von Social Media auf Smartphones unmittelbar vor Schwimmtrainings Trainingsgewinne auf Schwimm- und Ausdauerleistung reduzieren oder zunichte machen kann.