Training & Wettkampf

Technik: Der Dreierzug ist nicht die beste Wahl

Ist der Dreier-Zug die Königstechnik?

Oder gar die beste Wettkampftechnik?

Ein stets beliebtes Thema in Internet-Foren für Hobbyschwimmer und Triathleten. Ist die Beherrschung des Dreier-Zuges beim Kraulschwimmen nun tatsächlich die beste Technik? So, wie es viele anraten?

„Nur wer den Dreier-Zug beim Kraulschwimmen perfekt beherrscht, kann von sich behaupten, ein guter Schwimmer zu sein.“ Immer wieder werden Trainer mit dieser Aussage konfrontiert. Und wie so oft im Leben kann die Antwort darauf nur lauten: „Es kommt drauf an!“

Dabei ist ein Vorteil dieser Technik offensichtlich und einleuchtend. Wer zu beiden Seiten atmen kann, hat vor allem eine größer Variationsbreite. Das gilt besonders für das Schwimmen in offenen Gewässern. Stellen Sie sich vor, Sie würden bei starkem Wind oder Wellengang schwimmen, würden aber nur zu einer Seite atmen können – und genau auf dieser Seite schlagen Ihnen dann ständig die Wellen in´s Gesicht. Mit Sicherheit ein großer Nachteil.

Variabel bleiben im Freiwasser

Wer also häufig im offenen Gewässer schwimmt und auch Wettkämpfe bestreitet, sollte versuchen, sich diese Technik im Training anzueignen. Das macht Sie variabler in der Auswahl der Atemseite und kann Ihnen, wie eben beschrieben, gerade bei widrigen Bedingungen, das Leben erleichtern. Ihre Leistung wird dadurch stabiler.

Auch die aufgehende Sonne kann bei einem Wettkampf schon einmal störend sein, wenn Sie immer nur zu einer Seite atmen und ein weiterer Aspekt könnte sich bei einem Wettkampf als interessant erweisen: das Blicken zu beiden Seiten als taktische Variante, um das Rennen zu kontrollieren und die Situation im buchstäblichen Wortsinne überblicken zu können.

Hier zeigen sich also deutliche Vorteile, wenn Sie die Atmung zur rechten wie zur linken Seite beherrschen. Doch wie Sie schon sehen, handelt es sich ausschließlich um eher taktische Manöver, die Sie damit durchführen können. Bleiben wir beim Wettkampf, so spielen aber noch andere Faktoren eine Rolle. Vor allem die des energetischen Haushalts. Und plötzlich könnte der Dreier-Zug nicht mehr erste Wahl sein.

Die Weltklasse schwimmt Zweierzug

Schauen wir uns die Endläufe der letzten Jahre über die Strecken 200m/400m bis 1.500m/Freiwasser bei den international bedeutenden Wettkämpfen an, so wird schnell klar: die Weltklasse schwimmt Zweier-Zug! Warum ist das so, wenn doch immer behauptet wird, der Dreier-Zug wäre die bessere Wahl?

Plötzlich ist nämlich der Energiehaushalt der entscheidende Faktor für die Wahl des Atemrhythmus`. Und jetzt wird es für Wettkampfschwimmer plötzlich sehr interessant.

Ein Dreier-Zug reicht offensichtlich nicht, um die notwendige Menge an Sauerstoff über die Atmung aufzunehmen. Die Kontaktzeit mit der Luft reicht bei diesem Rhythmus einfach nicht, um die benötigte Ausgleich an frischem Sauerstoff bei einer solch hohen Intensität zu sichern.

Um nur einige Beispiele zu nennen: Schwimm-Star Michael Phelps, Doppel-Olympiasiger Grant Hackett, Weltrekordler Ian Thorpe, Weltmeister Paul Biedermann, der Weltrekordler über 1.500m Freistil Sun Yang oder 1.500m-Olympiasieger Gregorio Paltrinieri. Alle schwimmen Zweierzug!

Sauerstoffzufuhr genügt nicht

Haben Sie sich als Freiwasserschwimmer oder Triathlet deshalb manchmal gewundert, warum Sie mit einem Dreier-Zug nicht die erhoffte Leistung erbringen konnten oder sogar schon nach kurzer Zeit über Atemmangel klagten, so wird dieses Problem nun deutlich. Das Atmen auf jeden dritten Armzug kann bei Wettkampfintensitäten den Verbrauch an Sauerstoff nicht mehr kompensieren!

Heißt das nun, dass Sie nur noch Zweierzug schwimmen sollten? Vielleicht ja, aber auch nicht. Es kommt eben drauf an.

Auf jeden Fall sollten Sie im Training immer wieder in einem Dreier- oder auch Fünfer-Zug trainieren, um die Fähigkeit zu erlangen, zu beiden Seiten atmen zu können, wenn dies notwendig wird. Zudem werden Sie im Training damit Ihre Wasserlage stabilisieren und somit Ihre Technik verbessern.

Klare Antwort deshalb: ja, es ist ratsam, den Dreierzug zu trainieren und ihn zu beherrschen. Im Wettkampf jedoch, sollten Sie so atmen wie das für die realisierte Intensität und den damit verbundenen Sauerstoffbedarf notwendig ist. Und da kommt man mit dem Dreierzug an seine leistungsphysiologischen Grenzen.

TIPP: Und wer dann doch einmal das Atmen zur „schlechten“ Seite verbessern will, der startet nicht gleich mit dem Dreierzug im Training. Besser ist es, sich mit einer Serie wie 8x50m mit ausschließlicher Atmung zur „schlechten“ Seite auf die geänderte Koordination vorzubereiten.

Vorbeugen ist wichtig!

Wer z.B. Olympiasieger Gregorio Paltrinieri bei einer langen Einheit weit über 10 Kilometer Länge zusieht, der beobachtet, dass er nicht ein einziges Mal den Dreierzug bemüht! Ist man aber 30 Minuten vor dem jeweiligen Trainingsprogramm am Beckenrand, dann bemerkt man jedoch noch etwas anderes. So gilt der Vorbeugung ein besonderes Augenmerk, sprich der Kräftigung der Innen- und Außenrotatoren sowie der Schulterblatt-Fixatoren mittels des Zugseils bzw. des Therabandes als ausgiebiges Aufwärmtraining. Allein der Zweierzug ist es folgerichtig noch nicht – ein wenig spezifische Zusatzarbeit schadet nicht.


Von Holger Lüning

3 Gedanken zu „Technik: Der Dreierzug ist nicht die beste Wahl

  • Markus

    Klar, wer im Wettkmapf 2er Zug schwimmen will, sollte das auch im Training üben.

    Aber!

    Nach einer Trainingseinheit hat jeder Schwimmer auf beide Seiten gleich oft geatmet! z.B. immer in eine Windrichtung atmen. Vorteil, man kann im Training 2er Atmung schwimmen, wird aber trotzdem nicht Seitig 😉

    SG Markus

    Antwort
    • holgerluening

      Vielen Dank für deinen Kommentar, Markus!

      Antwort
  • Pingback: Schwimmen: 2er- oder 3er-Zug – die Antwort. – DER AUSDAUERSPORT-EXPERTE

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