Wissenschaft

Motivation: Warum Sie zum Schriftsteller werden sollten

Deshalb sollten Sie zum Schriftsteller werden

Ganz gleich, auf welchem Leistungsniveau sie trainieren. Eins ist allen leistungsorientierten Sportlern gemein: die Kommunikation zwischen Körper und Geist sollte harmonisch abgestimmt sein, um persönliche Grenzen zu verschieben.

Der Weltmeister und Olympiasieger tut´s auch

Triathlon-Olympiasieger und Ironman-Weltmeister Jan Frodeno bringt es in einem seiner letzten Interviews auf den Punkt, als er sagt, dass die mentale Bereitschaft für Höchstleistungen strategisch entwickelt werden muss. Und noch eins fügt er hinzu. Die mentale Einstellung verändert sich nicht über Nacht, sondern muss erarbeitet werden. Erst dann entsteht die Lockerheit, die den großen Champions nachgesagt wird und die man fast einfangen kann, wenn beispielsweise ein Michael Phelps siegessicher hinter die Startbrücke marschiert oder ein Usain Bolt hinter dem Startblock umher tänzelt und Faxen macht. Es steckt viel Arbeit hinter der offensichtlichen Lockerheit.´

Dann gibt es den geborenen Champion also gar nicht?

Was sich zunächst als eher weniger gute Nachricht darstellt, entpuppt sich schnell als große Chance für jeden Sportler, der nach der Verschiebung seiner persönlichen Grenzen trachtet. Und das sind Sie sicher auch, lieber Leser. Also lassen Sie uns gemeinsam auf die Suche nach den Chancen gehen.

Mittlerweile hat die Wissenschaft und Forschung mehrfach unter Beweis gestellt, wie stark die körperliche Leistung von der mentalen Bereitschaft zur Höchstleistung abhängig ist. Bekannt wurde diesen Erkenntnisse im Sport vor allem durch die Veröffentlichungen des Wissenschaftlers und Physiologen Tim Noakes im Jahre 1997 (>> Klick für mehr Informationen), als er unter dem Titel der Central-Governor-Theorie diese Zusammenhänge beschreibt. Diese Aspekte können auch nützlich sein, wenn Sie zum ersten Mal einen Freiwasser-Wettkampf bestreiten, die Qualifikation zu einer Master-Meisterschaft erreichen wollen oder Sie als Hochleistungssportler im Endlauf einer deutschen Meisterschaft stehen. Ihr Ziel ist es schließlich, persönliche Grenzen zu verschieben.

Muskelkrämpfe mental gesteuert?

Wissenschaftler behaupten gar mittlerweile, dass die Hälfte aller entstehenden Muskelkrämpfe mental gesteuert ist! Wenn das so ist, stimmt doch offensichtlich die Kommunikation zwischen Körper und Geist nicht immer. Das Loslassen, so viele Psychologen, könne die Lösung des Problems sein. Haben Sie Ihr Ziel definiert, gehe es vor allem darum, den Prozess, der für die Realisierung des Projekts notwendig ist, in den Vordergrund zu stellen. Im Rahmen von Motivationstrainings wird deshalb die Achtsamkeit betont. Achten Sie auf den Weg und versteifen Sie sich nicht auf das Ziel, lautet die Botschaft. Sie können es nämlich nur dann erreichen, wenn Sie darauf achten, wohin Ihr nächster Schritt Sie führt. Also step by step!

Klingt alles sehr einfach, ist es in der Realität eines Sportlers aber womöglich gar nicht. Schließlich „will ich ja etwas erreichen und muss das Ziel immer vor Augen haben!“. Versuchen Sie es mit einem Trick, der Ihnen auch bei manchen einfachen Tätigkeiten schon häufig geholfen hat. Verschriften Sie Ihre Ziele! Führen Sie ein Notizbuch, das Ihnen ermöglicht, sich im entscheidenden Moment zu erinnern, wieder zu justieren und die klare Formulierung Ihres Ziels nachlesen zu können.

Motivation ist wie eine Einkaufsliste

„Die blasseste Tinte ist besser als das beste Gedächtnis“, besagt ein chinesisches Sprichwort. Um es einfach und simpel in einem Beispiel auszudrücken: sind die Chancen nicht auch größer bei einem umfangreichen Einkauf im Supermarkt erfolgreich zu sein, wenn Sie sich eine Einkaufsliste geschrieben haben? Sie werden zustimmen, dass Ihr Gang durch die Reihen, wenn Sie Artikel für Artikel in den Warenkorb legen, deutlich entspannter verläuft, als wenn Sie an jeder Ecke stehen bleiben müssen, um sich auf die gedankliche Liste zu konzentrieren, die Sie sich lediglich im Kopf erstellt haben. Und noch etwas kann passieren: die Gefahr, einige Artikel schlicht zu vergessen, ist immens groß. Ungünstige Voraussetzungen für ein erfolgreiches Unterfangen.

So in etwa verhält es sich auch mit Ihrem persönlichen Weg zu einer neuen Bestleistung. Viele kleine Bausteine ermöglichen die erfolgreiche Bewältigung Ihres Weges. Da hilft es auch, verschiedene Etappen zu definieren, die Ihnen aufzeigen, ob Sie noch auf dem optimalen Pfad unterwegs sind. Wenn der Geist zwischendurch droht aufzugeben, können Sie sich mit dem schriftlichen Beweis schnell wieder auf Kurs bringen. Damit entlasten Sie zudem Ihren mentalen Einsatz in der Sache, sind somit körperlich noch mehr „im Prozess“ und können Ihrer Tätigkeit noch mehr Achtsamkeit schenken.

Für Athleten UND Trainer

Übrigens ist diese Herangehensweise auch für Trainer eine sehr effektive Methode, sich über Ziele, Motivation und den persönlichen Einsatz Klarheit zu verschaffen. Haben Sie sich als Coach schon einmal damit auseinander gesetzt, warum Sie vielleicht täglich am Beckenrand stehen und sich am Wochenende stundenlang auf Wettkämpfen aufhalten? Da muss doch eine ganz starke Motivation im Hintergrund stehen. Kennen Sie sie? Wenn nicht, gehen Sie doch einmal in den Dialog mit sich selbst.

Wie wäre es, wenn Trainer und Schützlinge anschließend beiderseits in den Dialog treten würden, um sich gemeinsam über Ziele, Wege und Visionen zu unterhalten? Dabei könnten die Beteiligten regelmäßig an ihren persönlichen Büchern arbeiten, den Weg definieren und hätten stets das Ziel vor Augen, ohne sich davon im negativen Sinne abhängig machen zu müssen. Das könnte die Chance erhöhen, gemeinsam das zu erreichen, wovon beide träumen. Die Achtsamkeit auf den täglichen Prozess bekäme dadurch eine neue Qualität.

Verschriftung!

Die Verschriftlichung Ihres sportlichen Ziels mit allem was an Begleiterscheinungen dazu gehört (denn auch das ist sehr individuell), sollte in Ihrem Motivationsbuch Berücksichtigung finden. Vielleicht hilft es, diesen eher theoretischen Part als einen Teil des Trainings zu betrachten, um die Kommunikation zwischen Körper und Geist auf ein optimales Leistungslevel zu bringen. Je öfter Sie das tun, desto klarer wird Ihre Sicht auf die Dinge. Oder wie es Jan Frodeno beschrieb, so sei er plötzlich in seinen Träumen bereits Olympiasieger (>> Klick zum Interview) geworden und hatte das Rennen im Geiste schon gewonnen. Nun musste er es „nur“ noch in der Realität umsetzen. Arbeiten Sie an Ihrem „nur“ und werden Sie zum Schriftsteller Ihres persönlichen Ziels. Es wird sich lohnen.

von Holger Lüning

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