Schneller Schwimmen #22: Motorisches Lernen mit Strategie
Die Hintergründe motorischen Lernens
Mit System dauerhafte Verbesserungen ansteuern
Technik – dieser Begriff zieht sich durch nahezu alle Sportarten. Schließlich ist jedem bewusst, welche Effekte dahinter stehen. Wer eine ausgefeilte Technik anwendet, wird seine eingebrachte Energie besser umsetzen können. Im Ausdauersport darf der kausale Zusammenhang hergestellt werden: je besser die Technik, umso ökonomischer die Bewegung und umso effizienter ist die Bewegung hinsichtlich des return-on-investments, also des Ergebnisses in Anbetracht der eingebrachten Energie. Das klingt alles logisch und ist der Grund weshalb es immer erstrebenswert ist, seine eigene Technik auf diese Merkmale hin zu überprüfen.
Dabei entsteht aber auch die Frage nach der besten Strategie, also dem besten Lernweg. So bedeutet der beste Lernweg im Regelfall auch das schnellste und beste Ergebnis. Das motorische Lernen folgt einem bestimmten Muster. Ist Ihnen dieses Muster bekannt, können Sie deutlich gezielter, ja fast schon strategisch, an die Planung herangehen und Zwischenetappen genau anvisieren. Sind die Muster nicht bekannt, so entsteht aus viele Versuchen sehr häufig eine destruktive Situation, nämlich die Konfusion. Dieses Gefühl, wenn man nicht mehr weiter weiß und sich am Ende fast schon selber beschuldigt, „es einfach nicht zu können“.
Wir haben uns verschiedene Ansätze angesehen und über viele Jahre hinweg ein System entwickelt, mit dem die vier Etappen motorischen Lernens nicht nur deutlich werden, sondern auch nachvollziehbar und praktisch nutzbar werden. So folgt das Lernen im Idealfall diesem Prozess:
- Wissensaneignung bzw. -vermittlung und Entwicklung eines Bewegungsprogramms
- Senden des Bewegungsprogramms an die ausführenden Stellen und die motorische Ausführung
- Durchführung & Erfassung & Ergebnisse & Beobachtung
- Feedback & Kontrolle mitsamt Abgleich zwischen gesendetem Bewegungsprogramm und der Ausführung
In einer grafischen Darstellung wird deutlich wie der Prozess nacheinander abläuft und die einzelnen Etappen die Voraussetzung für die Durchführung der Folgeteappe sind. Ist diese Schleife beendet und die Kontrolle abgeschlossen, beginnt der Prozess von Neuem. Damit wird das Bewegungsprogramm modifiziert und auf Grundlage der Feedback-Mechanismen neu „geschrieben“ (ähnlich wie eine modifizierte Software). Es handelt sich um eine Endlosschleife, in deren Verlauf das Ergebnis immer besser wird.
Verzichten Trainer und Sportler auf den erneuten Einstieg in die Wissensvermittlung bzw. Analyse (z.B. Videoanalyse), entsteht die Gefahr, mit einem unmodifizierten Bewegungsprogramm gemäß der Theorie Versuch-und-Irrtum endlose Versuche zu produzieren, die im Regelfall von sehr viel Zufallsergebnissen begleitet sind. Damit entfällt demzufolge ein wichtiger Baustein und der Lernprozess gerät ins Stocken.
Wir nennen diesen Ablauf das Prozess-Optimierte-Training (P.O.T.), welches wir über viele Jahre in den Trainingscamps auf Teneriffa optimiert haben und nun der Öffentlichkeit zur Verfügung stellen. Denn wie immer gilt: wir möchten Sie inspirieren und Sie mit neuen Erkenntnissen vertraut machen.
Bezieht man in diesen Prozess die Grundsätze der Didaktik ein, sind die Voraussetzungen für ein dauerhaftes Lernen, also eine Verbessrung, gegeben. Die Grundsätze lauten:
- vom Einfachen zum Komplexen
- vom Leichten zum Schweren
- vom Bekannten zum Unbekannten
Interessant wird es, wenn einzelne Etappen übergangen werden. Springt man beispielsweise von der Kontrolle direkt in den nächsten Versuch, also der Ausführung, kann ein Abgleich mit den Fakten (z.B. in Form einer Videoanalyse) nicht mehr geschehen. Das Ergebnis wäre ein Verzicht auf einen wesentlichen Bestandteil des Lernprozesses und eine Schleife, die aus Versuchen bestehen könnte.
Sehen wir uns das reduzierte Schema des motorischen Lernens an, so wird das Problem deutlich.
Viel deutlicher wird der Lernvorgang durch die verschiedenen Darstellungen und Beispiele, die wir im Video aufgreifen.
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Alle Abbildungen unterliegen dem Copyright, Holger Lüning, 2020.