Deutsche Spitzenschwimmer: wie haben sich die Parameter in 30 Jahren verändert?
Drei Jahrzehnte mit einem Test
Die Beurteilung der Leistungsfähigkeit und die Hintergründe
Wenn man den immer selben Test über 30 Jahre hinweg durchführt, dann bleibt eine beeindruckende Basis an Daten. Die vorgestellte Untersuchung der Universität Paderborn und der Autorin J. K. Stroehlein beurteilt die Leistungsfähigkeit deutscher Spitzenschwimmer aus den 80er- und 90er-Jahren mit denen der aktuellen Spitzenschwimmer Deutschlands.
Die Schwimmgeschwindigkeit hat sich seit den vorangegangenen Dekaden deutlich verbessert und somit ergibt sich die Fragestellung nach den Hintergründen? Welche Änderungen in den Voraussetzungen der Schwimmer oder des Trainings haben dazu geführt, dass sich die Leistungen verbessert haben?
Wir zitieren das Fazit der Untersuchung von 2017, entnommen aus
> Link German Journal of Sports Medicine – hier ist die gesamte Studie einzusehen!
„Im Leistungsschwimmsportführen die vielen unterschiedlichen Schwimmlagen und Streckenlängen zu differenzierten Anforderungsprofilen. Die Bestimmung und Verbesserung der Ausdauerleistungsfähigkeit ist ein wesentlicher Bestandteil der Leistungsdiagnostik. Ein seit Jahren standardisiert durchgeführter Ausdauertest im Deutschen Schwimmverband ist der Stufentest nach Pansold. Der unveränderte Testablauf mit gleichen Auswertungsmethoden und die konsequente Anwendung des Tests auf alle Kaderathleten ermöglichen eine langfristige Vergleichbarkeit über mehrere Jahrzehnte auf der Basis umfangreicherer Datensätze.
In dieser Untersuchungwurden die disziplinspezifischen Pansold-Testergebnisse der aktuellen Nationalmannschaft mit den Ergebnissen früherer Nationalteams aus den 1980er- und 1990er-Jahren verglichen. Der Vergleich der Hauptkenngrößen der Laktatleistungskurve zeigt, dass die heutigen Schwimmer zwar schneller sind, allerdings scheinen sie mit höherem energetischem Aufwand zu schwimmen.
Die maximale Schwimmgeschwindigkeitwurde über die Jahre signifikant verbessert, genauso wie das maximal im Test erreichte Laktat im Durchschnitt um ca. 2mmol/l anstieg. Im Gegensatz dazu sinkt der P4,0-Wert, als Ausdruck der aeroben Leistungsfähigkeit, fast in allen Disziplinen signifikant, genauso wie die maximale im Test erreichte Leistung abnimmt. Außerdem wurden Unterschiede der Kenngrößen von Sprintern und Mittelstreckenschwimmern, sowie Geschlechtsunterschiede bestimmt. Männer und Sprinter erreichen im Mittel höhere maximale Laktatwerte mit einer flacheren Laktat-Leistungskurve und geringeren P4,0-Werten als Frauen und Mittelstreckenschwimmer. Die langfristigen Veränderungen könnten ihre Ursache in größeren Trainingsumfängen in früheren Jahren haben, die Geschlechts- und Distanzunterschiede sind möglicherweise auf die größere Muskelmasse der Männer und Sprinter zurückzuführen.“
Unsere Anmerkung:
Der Pansold-Test wird seit vielen Jahrzehnten zur Beurteilung der Ausdauerleistungsfähigkeit herangezogen. Auch heute besitzt dieser Test Relevanz für Schwimmer aller Alters- und Leistungsklassen, dazu gehören natürlich auch Freiwasserschwimmer und Triathleten. Interessant ist die Entwicklung zu sehen, die darauf schließen lässt, dass die heutigen Athleten deutlich rennspezifischer trainieren und auf Grundlage eines erhöhten Volumens an Athletiktraining mehr Muskelmasse aktivieren können. Das läßt möglicherweise erklären, weshalb der energetische Aufwand für die Leistung der aktuellen Top-Schwimmer höher ist als früher. Auch ein optischer Vergleich dieser Dekaden von „Athleten-Typen und -figuren“ belegt diese Vermutung. Einfach gesprochen: die Motoren sind größer und leistungsfähiger geworden, benötigen für die gestiegene Leistung aber auch deutlich mehr Benzin.
Wir haben den Ablauf des Pansold-Tests hier ausführlich dargestellt
> Link „So funktioniert der 8×200-Meter-Test“
sowie zusätzlich, mit weiteren Hintergründen, in einem Trainingsplan #39 verarbeitet
> Link zum Trainingsplan #39 – Der Pansold-Test
Und hier ist das Video zum Plan Nummer 39: