TECHNIK: Die produktive Monotonie
Techniktraining: die produktive Monotonie
Das Beherrschen der Schwimmtechnik ist ein Grundpfeiler schnellen und ökonomischen Schwimmens. Da stellt sich aber doch auch gleich die Frage: wie lerne ich am besten und worauf muss ich dabei achten? Ein kleiner Leitfaden.
Man kann es immer wieder im Training von Schwimmern und Triathleten beobachten. Besonders am Anfang, wo das technische Training seinen besten Platz innerhalb einer Trainingseinheit einnimmt, werden unzählige, verschiedene Übungen durchgeführt. Da wird fast auf jeder Bahn eine neue Technikübung praktiziert, ohne sich die Zeit zu nehmen, tatsächliche Veränderungsprozesse anzusteuern.
Monotonie besser als Abwechslung
In manchen Momenten hilft nämlich Monotonie mehr als Abwechslung. Besonders dann, wenn es um das Erlernen neuer Bewegungsabläufe geht. Oder können Sie sich einen Kunstturner vorstellen, der eine neue Übung einmal ausprobiert, um dann unabhängig von Erfolg oder Misserfolg an ein neues Gerät zu gehen? Natürlich nicht. Vielmehr wird er fast stundenlang an diesem einen Bewegungsablauf feilen, bis dieser den Eingang in das motorische Gedächtnis gefunden hat.
Im Schwimmen ist das nicht anders. Auch hier benötigt man einige Anläufe, um technische Details zunächst einmal im Wasser erfühlen zu können. Man spricht von der sogenannten Sensomotorik – also den Moment, wenn Sie Wasser- und Bewegungsgefühl in einen guten Einklang bringen. Oder anders formuliert: wenn Sie genau wissen, was Sie tun!
Einfach statt komplex
Insofern hilft es gar nicht so sehr, wenn Sie am Anfang Ihr gesamtes Repertoire an Übungen zum Besten geben. Halten Sie es lieber einfach und konzentrieren Sie sich pro Trainingseinheit auf lediglich zwei Technikübungen. Absolvieren Sie diese lieber länger und häufiger. Denn nur dann können Sie ein Gefühl bekommen, wie sich Körper und Extremitäten verhalten, wenn Sie leichte Veränderungen einstreuen. Erst dann beginnt der Lernprozess!
Und dieser Lernprozess benötigt eine Weile, um zu einem gelernten Automatismus zu werden. Dafür werden viele Wiederholungsschleifen benötigt, um die notwendigen neuronalen Strukturen zu schaffen. Schreiben Sie doch mal Ihren Namen mit der „falschen“ Schreibhand und Sie werden merken, wie nach und nach das Ergebnis immer besser wird. Auch dazu braucht es Zeit und monoton anmutende Wiederholungen.
Nicht zu viel wollen
In solchen Momenten benötigen neue Reize enorm viel Aufmerksamkeit und Energie. Die Bewegungsaufgabe wird im expliziten Bewegungsgedächtnis verarbeitet. Und dort, wo alles koordiniert wird, werden Ressourcen zur Steuerung benötigt. Die Energie strömt nun in diesen Arbeitsbereich. Trennen Sie sich zu früh von der Aufgabe, war der Versuch vielleicht erfolglos. Ihre Rezeptoren benötigen eine Weile bis sie sich mit der Aufgabe inhaltlich beschäftigen und sie verarbeiten können.
Wiederholungen erzeugen neuronale Schleifen und sorgen für eine Bahnung Ihrer motorischen Koordination. Es schleifen sich neue Bewegungsmuster in Ihr Gehirn ein. Sofern Sie ihm genügend Zeit und Wiederholungen lassen.
Abspeichern im Gehirn
Dann besteht die reelle Chance, dass sich die neue Bewegung von dem vorderen expliziten Gedächtnis in die hinteren Regionen verlagern lässt. Ist dies der Fall, spricht man von Automatismen. Und nun könnten Sie sich neuen Aufgaben widmen oder das bestehende Muster weiter verfeinern. Also aus der Grob- eine Feinform schleifen.
Deshalb geht man immer in dem Übungsmuster vom Leichten zum Schweren und vom Einfachen zum Komplexen vor. Damit sichert man sich einen sukzessiven Lernerfolg. Und nicht nur das: er ist nachhaltiger und schneller als ein ständiger Übungswechsel.
Was bedeutet das für die Praxis im Schwimmen? Empfehlenswert ist die Durchführung von zwei Technikübungen à mindestens zwei bis drei Mal 50 Meter. Ideal ist eine Aufteilung in je drei bis vier Mal 50m pro Technikübung. Es darf auch gerne einmal bis acht Wiederholungen hochgehen. Sorgen Sie dann nur dafür, dass Sie sich nach der ersten Hälfte kurz erholen, um auch mental leistungsfähig zu bleiben.
Lernprozess steuern
Im fortgeschrittenen Stadium können Sie die Intensität der Übungen auch mal wechseln oder mit erleichternden (z.B. Kurzflossen) oder erschwerenden Elementen (z.B. Widerstandshose) variieren. Damit wird das erworbene Bewegungswissen noch stabiler und auch in Stress-Situationen variabel abrufbar sein.
Doch am Anfang eines jeden erfolgreichen Lernprozesses stehen die drei grauen Eminenzen: Wiederholung, Disziplin und Fleiß! Der Stoff aus dem große und kleine Champions gemacht werden.