BASICS: Die Bedeutung des Wasserwiderstands im Schwimmen
Der Wasserwiderstand im Schwimmen
Eigentlich ist die Sache schnell erklärt, wenn man sich folgende Situation vorstellt.
Versuch: Begeben Sie sich an den Beckenrand und stossen Sie sich mit der bestmöglichen Position, natürlich möglichst widerstandsarm, von der Wand ab. Mit einem fulminanten Abdruck geht es los! Doch die Enttäuschung könnte groß sein. Denn bereits nach 7 bis 8 Metern sind Sie nahezu auf Tempo 0 abgebremst. Das zähe Medium Wasser bremst Sie vom ersten Moment des Abstosses ab. Dieser kleine Versuch gibt Ihnen einen Eindruck über
a) die Widerstandskraft des Wassers
b) die Bedeutung der Wasserlage und die Limitierungen der menschlichen Körperform
c) die stark limitierten Möglichkeiten, im Wasser gleiten zu können.
Erstes Fazit: der Wasserwiderstand bremst den Schwimmer zu jedem Zeitpunkt ab!
Ernüchternde Faktenlage
Wasser ist:
- energiegeladen
- verformbar aber zäh
- verdrängbar und nicht zusammenzudrücken (vgl. Ungerechts, 2002).
Der Wasserwiderstand ist wohl die am deutlichsten spürbare Kraft. Einerseits wird der Wasserwiderstand benötigt, um Vortrieb überhaupt zu ermöglichen, andererseits bremst das Wasser durch seine spezifischen Eigenschaften den Vortrieb.
Wasser hat im Vergleich zur Luft eine
- fast 800- bis 1.000mal so hohe Dichte (je nach Literaturquelle)
- d.h. ein Schwimmer muss für die doppelte Geschwindigkeit theoretisch 8-mal so viel Energie aufbringen
Daraus folgernd gilt die Optimierung des Wasserwiderstands als eines der wichtigsten Ansatzpunkte für schnelles und ökonomisches Schwimmen. Die Optimierung der Wasserlage zielt auf die Reduzierung der Widerstandskomponenten
- Frontalwiderstand
- Verwirbelungen
- Endsog
ab. Eine möglichst geringe frontale Angriffsfläche und möglichst wenig Bewegungen des Körpers sorgen für eine Reduzierung der bremsenden Einflüsse. Daraus folgt per se: je mehr Drehungen und Rotation in der Längs- und Querachse erfolgen, desto höher wird der bremsende Widerstand.
Eine stabile Wasserlage mit schmaler Spitze und schmalem Ende, der „Torpedo-Position“, wird durch eine ausgeprägte Körperstabilität gewährleistet.
Für die Gesamtbewegung bedeutet dies hinsichtlich der Widerstandsoptimierung
- möglichst wenig Rumpfbewegungen erzeugen, die den Frontalwiderstand erhöhen
- Momente, in denen kein Vortrieb erzeugt wird („gleiten“) sind Bremsphase und reduzieren das Tempo.
Auftrieb erzeugen durch Tragflächen
Neben diesen temporeduzierenden Einflüssen ist das Wasser und der Druck auf den Körper für eine Kraft verantwortlich, die es für sich zu nutzen gilt:
- Auftrieb
Um der Schwerkraft entgegen zu wirken, wird die Anströmung des Wassers (durch die erzeugte Fortbewegung) genutzt, um den Körper nach oben zu treiben. Demzufolge gilt der Körper des Schwimmers gewissermaßen als Tragfläche. Theoretisch kann geschlussfolgert werden: je höher das Tempo des Schwimmers, umso besser ist die Auftriebswirkung durch den Druck an der Unterseite.
Verringert sich die Fläche z.B. durch seitliche Positionen, reduziert sich auch die Auftriebswirkung, der Schwimmer verliert an Höhe und büßt eine gute Wasserlage ein. Die Wasserverdrängung nimmt durch die tiefere Wasserlage zu (vgl. auch Archimedisches Prinzip). Zur Verdeutlichung hilft ein Versuch.
Versuch: legen Sie sich in Bauchlage ins Wasser und strecken Sie Arme und Beine von sich, so werden Sie den Auftrieb deutlich spüren. Sie schweben im Wasser, meistens an der Wasseroberfläche. Legen Sie sich nun auf die Seite, so verlieren Sie wegen der geringeren auftriebsrelevanten Fläche Ihre stabile und hohe Wasserlage.
Fazit: der Wasserwiderstand reduziert das Schwimmtempo in jedem Moment der Fortbewegung! Deshalb ist eine gute Wasserlage die Voraussetzung für schnelles Schwimmen und einen optimalen Auftrieb.
Ein effektives Vortriebskonzept sollte deshalb zum Ziel haben, möglichst wenig antriebsfreie Momente in der Unterwasserphase zu erzeugen. Denn jede Phase ohne aktiven Vortrieb bremst den Körper vehement ab, wie das Abstoss-Beispiel verdeutlicht.
Nächster Schritt
Im nächsten Schritt geht es nun darum, die Koordination von Armen und Beinen so zu gestalten, dass die Widerstandskomponente nicht übermäßig steigt. Demnächst bei BASICS hier auf DOC SWIM.
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