Training & Wettkampf

Technik-Overkill? Was können technische Übungen bewirken?

Technische Übungen: Der Technik-Overkill?

Wenn man hört, dass in manchen Trainings die Hälfte der Gesamtzeit für technische Übungen eingesetzt wird, muss man sich zwangsläufig fragen: wie viel Technik verträgt der Schwimmer? Ist weniger vielleicht doch mitunter mehr?

Technische Übungen gibt es mittlerweile in großer Vielfalt und kreative Trainer werden nicht müde, sich ständig neue Übungskombinationen auszudenken. Dieser Ansatz verfolgt zwei Ziele: zum einen einer sich entwickelnden Routine vorzubeugen und zum anderen, immer wieder neue Aufgaben zu definieren, um das Interesse hoch zu halten. Letzteres zwingt den Schwimmer in positiver Hinsicht, immer mal wieder über das nachzudenken, was er da im Wasser tut. Bei der hohen Trainingsdichte im Schwimmsport steht hinter beiden Ansätzen ein nachvollziehbares Ziel. Am Ende soll es dazu führen, technisch besser und damit, unter Einsatz der spezifischen motorischen Fähigkeiten, schneller zu schwimmen.

Die optimale Dosierung finden

Wenn dem Sportler jedoch nur eine begrenzte Trainingszeit zur Verfügung steht, muss zwangsläufig die Frage nach der optimalen Mengen technischen Trainings erörtert werden. Dazu hilft ein Blick in das Gehirn des Sportlers. Schließlich ist die Schaltzentrale als Heimatort der Konzentration und Koordination von entscheidender Bedeutung, um die passende Dosis und Rezeptur zu entwickeln.

Im Schnelligkeitstraining spricht man von einer notwendigen Erholungszeit zwischen den Sprints von zwei bis drei Minuten. Erst dann sind der Stoffwechsel wieder auf einem leistungsfähigen Niveau und die psychischen Strukturen wieder in der Lage, eine maximal schnelle und optimal abgestimmte Leistung zu produzieren. Im technischen Training kann also auch schnell des Guten zu viel sein, wenn man über das verträgliche Maß hinaus übt, Pausen zu kurz wählt und die Ausführung damit unkonzentriert und unsauber wird,

Reduktion bringt mehr

Es hat sich als praktikabel erwiesen, die technischen Übungen auf eine Menge zu reduzieren, die in entsprechend guter Koordination durchgeführt werden kann. Hier zeigt sich, dass zwei bis maximal drei verschiedene Technikübungen das Maximum dessen darstellen, was der Sportler adäquat verarbeiten kann. Denn hinter der reinen Anzahl der Übungsformen steht noch eine zweite Variable: die Anzahl ihrer Wiederholungen.

Um einen Veränderungsprozess nachhaltig anzustoßen, genügt es bei weitem nicht, jeweils eine Bahn pro Technikübung zu schwimmen. Deshalb liegt die Effektivität dieser Trainingsmittel vor allem in der Monotonie. Erst die häufige Wiederholung ein und derselben Übung führt zu einem wachsenden Verständnis der Bewegungsaufgabe. Einhergehend wird das Gefühl für die Koordination (Kinästhetik) und das Wassergefühl (Sensomotorik) geschult. Diese beiden Fähigkeiten können sich jedoch nur dann entwickeln, wenn sie ausreichend Zeit haben, um sich in die Bewegung „hineinzufinden“.

Weniger ist mehr

Schwimmen Sie deshalb besser nur zwei unterschiedliche Technikübungen pro Trainingseinheit und diese dafür in häufiger Form. Mindestens vier Wiederholungen à 50 Meter sollten es schon sein, um den Nervenbahnen, die mit der neuen Aufgabe konfrontiert werden, Zeit zu geben, entsprechende Muster zu bilden. Um die Variabilität zu erhöhen, hilft es auch ab und zu, fordernde Übungsaufgaben in der Mitte oder sogar am Ende einer Trainingseinheit zu platzieren. Das nötigt dem Sportler das Vermögen ab, auch im ermüdeten Zustand koordinativ herausfordernd und exakt zu agieren. Beste Voraussetzungen, um einen neuen technischen Level zu erreichen.

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