Platznot? So klappt es dennoch mit effektivem Training!
Wenig Zeit, wenig Wasserfläche? Keine Sorge!
Wie es sich trotz Einschränkungen effektiv trainieren lässt
Das Leben eines Schwimmers ist nicht immer ein Zuckerschlecken. Reduzierte Wasserflächen, prall gefüllte Trainingsbahnen zehren am Vergnügen. In solchen Momenten hilft eine gute Strategie, um das Beste draus zu machen.
Wer als vereinsloser Hobbyschwimmer sein Training während des öffentlichen Badebetriebs absolvieren muss, der kennt die Situation ohnehin nur zu gut: dieses ungute Gefühl, nie zu wissen, ob man sein Training in der gewünschten und geplanten Form durchführen kann oder nicht. Da wird man an einem Tag überrascht, weil man fast alleine seine Bahnen ziehen kann und beim nächsten Mal sieht es genau umgekehrt aus. Froh kann sein, wer über ein Schwimmbad verfügt, indem die Schwimmmeister aktiv mithelfen, den Verkehr zu regeln. Nämlich in der Form, dass Bahnen für Sportschwimmer reserviert sind und damit sogar die Anzahl der Schwimmer pro Bahn erhöht werden kann. Aber das ist leider nicht die Regel.
Vereinslos und nun?
Doch man muss nicht vereinslos sein, um mit mangelhaften Trainingsbedingungen konfrontiert zu sein. In der Mehrzahl ist es doch tendenziell eher so, dass man als Trainingsgruppe gerne mehr Wasserfläche hätte als sie tatsächlich zur Verfügung gestellt wird. Trainer und Athleten sind folgerichtig gezwungen, kreativ und spontan handeln zu können. Entweder man schaut, unmittelbar das Beste aus der jeweiligen Situation zu machen oder strategisch an das Training mit Hindernissen heranzugehen. Ist es Ihr Ziel, an einem Wettkampf teilzunehmen, also mehr als nur Schwimmen als Gesundheitssport zu betrachten, dann sollte die Strategie ihre bevorzugte Handlungsweise sein.
Denn bei allen Widrigkeiten geht es am Ende vor allem darum, ein effektives und zielgerichtetes Training zu realisieren. Und wenn man spürt, wie sich die angewandten Trainingsmethoden in besseren Leistungen niederschlagen, kann man schnell auch etwas Gutes an den Problemen erkennen. Wie so oft steckt dahinter auch die Chance, traditionelle Trainingskonzepte zu überdenken und nach den Möglichkeiten zu suchen, die sich bieten. Glücklicherweise kann man hier mittlerweile vom breiten Erfahrungs- und Untersuchungsschatz der Trainingswissenschaft profitieren und nach dem Prinzip „Qualität geht vor Quantität“ sehr klare Trainingsreize platzieren.
Über den Tellerrand geblickt
Über den Tellerrand geblickt, finden sich dabei allen voran die neuen Formen des kurzzeitigen Intervalltrainings. Auch als HIT (hoch-intensives Intervalltraining) bekannt, geben diese kurzen aber intensiven Intervalle die Möglichkeit, das Ausdauertraining in idealer Form zu ergänzen. Ersetzen kann es den langen Aufbau der notwendigen Grundlagenausdauer mitsamt der organischen Anpassungsprozesse wie Herzmuskelwachstum, Lungenvolumenvergrößerung u.ä. auf keinen Fall – aber als Tuning für die sportliche Form und den Anspruch, den die Schwimmstrecken im Regelfall an den Sportler stellen, ist es allemal mehr als nur ein Not-Training.
In der Kürze liegt zum Einen also die Würze. Ein zweiter interessanter Ansatz kann die Aufteilung des Trainings oder der Trainingsgruppe sein. Führen Sie synchron zwei Trainingseinheiten, einmal im Wasser und einmal an Land durch, haben Sie mit einem Mal die doppelte Wasserfläche zur Verfügung und können noch freier planen. Nach diesem Prinzip können Sie sowohl als Einzelsportler wie auch als Gruppe agieren. Viele Landübungen entwickeln die allgemeine und spezifische Athletik zudem deutlich besser als man das im Wasser tun könnte. Eine weitere Chance, die Sie sich zunutze machen können.
Achten Sie bei den Landübungen auf zwei Komponenten. Eine Methodik sollte sich stark an den Erfordernissen der Wettkampfstrecken und der spezifischen Koordination orientieren. Berücksichtigen Sie in diesem Falle Trainingsmittel wie Zugseile, Zugbänke oder ähnliche Geräte, die dem Bewegungsablauf im Schwimmen möglichst nahe kommen. Dazu gehören auch Strecksprünge und andere Übungen, die der Koordination verwandt sind. Wenn Sie nun die Bewegungsgeschwindigkeiten mindestens auf dem Niveau der Schwimmbewegung festlegen, haben Sie einen optimalen Transfer für die Gesamtleistung.
Ein weiterer Ansatz ist das Training mit deutlich höheren Widerständen als sie im Wasser anzutreffen sind. Da Sie selbst nach dem schnellsten 15-Meter-Sprint noch locker weiterschwimmen können, wird schnell erkennbar wie begrenzt die Möglichkeiten des Wassertrainings sind, die Maximalkraft zu verbessern. Wählen Sie an Land jedoch Widerstände und/oder Gewichte, die nur höchstens zehn bis maximal fünfzehn Mal zu absolvieren sind, dann bringen Sie einen neuen und sehr wirkungsvollen Reiz in das Training ein. Am Ende muss man trotz der allgemeinen Problematik konstatieren: es bieten sich einige Chancen, auch bei Platz- und Zeitnot ein wirkungsvolles Training durchzuführen.
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Von Holger Lüning