Studie: Muskelfaser-Verteilung bei Top-Schwimmern
Schnell und langsam zuckende Muskelfasern
Geborener Sprinter? Gibt es das?
Schnell und langsam zuckende Muskelfasern sind von Geburt an in ihrer relativen individuellen Verteilung genetisch angelegt. Deshalb spricht man auch gerne vom „geborenen Sprinter“. Die Umkehr von langsam in schnell zuckende Muskelfasern ist nur sehr bedingt möglich und wird sich nie vollständig vollziehen können.
So ist es auch z.B. in der Talentsichtung von Vorteil, Schwimmer und Schwimmerinnen diesbezüglich zu untersuchen. Geschulte Beobachter und Diagnostiker können diese Unterschiede sogar schon anhand von Bewegungsmustern erkennen. Auch kurze Sprinttests im Laufen geben dem Schwimmtrainer einen guten Anhaltspunkt, ob es sich bei dem Sportler eher um einen Sprinter oder Langstreckler handelt.
Wir blicken in eine Studie zu diesem Thema.
Titel der Studie
The muscle typology of elite and world-class swimmers
Autoren: Bellinger, P., Lievens, E., Kennedy, B., Rice, H., Derave, W. & Minahan, C. (2022).
Erschienen: International Journal of Sports Physiology and Performance, 17 (8), 1179-1186.
Zweck:
Es sollte untersucht werden, ob die Muskeltypologie von Elite- und Weltklasseschwimmern zwischen ihrem besten Wettkampfergebnis, Schwimmstil oder Leistungsniveau unterscheiden kann.
Methodik:
Der Muskel-Carnosin-Gehalt von 43 männlichen (860 [76] FINA [Fédération Internationale de Natation]-Punkten) und 30 weiblichen (881 [63] FINA-Punkten) Schwimmern wurde im Soleus und Gastrocnemius (Wadenmuskulatur) mittels Protonen-Magnetresonanz-Spektroskopie gemessen und ausgedrückt als ein Carnosin-Aggregat-Z-Score (CAZ-Score) zur Einschätzung der Muskeltypologie.
Ein höherer CAZ-Score ist mit einem höheren geschätzten Anteil an Typ-II-Fasern (auch FT für Fast Twitch = schnell zuckende Muskelfasern) verbunden.
Die Schwimmer wurden nach ihrem besten Wettkampfergebnis (Sprinter, 50–100 m; Mitteldistanz, 200–400 m; oder Langdistanz, 800 m im offenen Wasser) und Leistungsniveau (Weltklasse, Weltbeste 10, bzw Elite- und Welt-Top-100-Schwimmer außerhalb der Welt-Top-10) kategorisiert.
Ergebnisse:
Es gab keinen signifikanten Unterschied im CAZ-Score von Sprint- (-0,08 [0,55]), Mittel- (-0,17 [0,70]) oder Langstreckenschwimmern (-0,30 [0,75], P = 0,693).
Weltklasse-Sprintschwimmer (alle Schwimmlagen eingeschlossen) hatten einen signifikant höheren CAZ-Wert (0,37 [0,70]) im Vergleich zu Elite-Sprintschwimmern (-0,25 [0,61], P = 0,024, d = 0,94).
Brustschwimmer (0,69 [0,73]) hatten einen signifikant höheren CAZ-Wert im Vergleich zu Freistilschwimmern (-0,24 [0,54], P < 0,001, d = 1,46), Rückenschwimmern (-0,16 [0,47], P = 0,006, d = 1,42). ) und Schmetterlingsschwimmern (-0,39 [0,53], P < 0,001, d = 1,70).
Darüber hinaus gab es innerhalb der Kohorte der Brustschwimmer eine signifikante positive Korrelation zwischen den FINA-Punkten und dem CAZ-Score (r = 0,728, P = 0,011); diese Assoziation war jedoch bei anderen Schwimmlagen nicht offensichtlich.
Schlussfolgerung:
Während es keinen eindeutigen Zusammenhang zwischen Muskeltypologie und Distanzspezialisierung gab, besitzen Weltklasse-Sprintschwimmer einen größeren geschätzten Anteil an schnell zuckenden Typ-II-Fasern im Vergleich zu Elite-Sprintschwimmern sowie Brustschwimmer im Vergleich zu Freistil-, Rücken- und Schmetterlingsschwimmern.