Training & Wettkampf

TRAINING: So geht das Training mit dem Pullbuoy

So geht´s: Das Training mit dem Pullbuoy

(Tipps, Auftrieb, Größe)

Wenn man von Hilfsmitteln spricht, geht man von einer Hilfe, wenigstens aber von einer Unterstützung aus. Im Schwimmsport findet man ein Hilfsmittel vor, welches zwar den Auftrieb verbessert, aber dennoch nur dann eine wirkliche Hilfestellung darstellt, wenn es zielgerichtet eingesetzt wird. Wir sagen Ihnen, worauf es beim Training mit dem Pullbuoy ankommt.

Der Pullbuoy soll besonders eine Funktion erfüllen, nämlich die Wasserlage positiv zu beeinflussen. Das zumindest ist das gängige Ziel seines Einsatzes im Training. Dabei kann genau dieser Denkansatz durchaus auch negative Folgen haben. Wenn ein Schwimmer eine eher mäßige Wasserlage besitzt, könnte es nämlich passieren, dass der Styroporblock zwischen den Beinen zwar eine unterstützende Wirkung hat, aber als technisches Hilfsmittel seinen Sinn verfehlen könnte.

Pullbuoy als Krückstock?

Im Training kann man recht häufig Schwimmer beobachten, die trotz dieser Auftriebshilfe einen zusätzlichen, vortriebsunterstützenden Beinschlag durchführen. Damit ergibt sich eine Mischung aus Auftrieb und Vortrieb, die eine klare Zielsetzung verwässern könnte. Dann wird der Pullbuoy bildhaft zu einem Krückstock, um eine schlechte Wasserlage zu kaschieren. Man gaukelt sich gerne mal das Gefühl einer verbesserten Wasserlage vor. Eine nachhaltige Verbesserung der Körperposition wird man damit schwerlich erreichen können.

Für das Training zur Verbesserung der Wasserlage ein schwieriger Umstand, weil der Schwimmer für diese Verbesserung wenig bis nichts tun muss, sondern sie quasi leihweise zur Verfügung gestellt bekommt. Ein Lerneffekt ist nicht zu erwarten. Allenfalls das Gefühl, wie es wäre, mit einer höheren Wasserlage zu schwimmen, könnte kognitive Lernimpulse erzeugen.

Konzentration auf die Armarbeit lenken

Der viel größere Einsatzweck einer Auftriebshilfe ist jedoch, die Arbeit der Arme in den Mittelpunkt zu rücken. Im Trainerjargon heißt das Schwimmen mit Pullbuoy dann auch häufig einfach „Kraul-Arme“ – und die Schützlinge wissen Bescheid, was damit gemeint ist. Und jetzt verlagert sich der Fokus von einer unnatürlichen Verbesserung der Wasserlage zu zwei anderen, viel wichtigeren Trainingszwecken: der Stärkung der Armarbeit sowie die Berücksichtigung technischer Aspekte in der Unterwasserphase.

Die Stärkung der schwimmspezifischen Muskulatur wird dann häufig durch den Einsatz von Paddles trainiert, also durch die Vergrößerung der Antriebsfläche und damit einhergehend einem höheren Krafteinsatz Unterwasser. Setzt man diese Zielsetzung voraus, müsste der Pullbuoy die Sicherstellung der Wasserlage übernehmen. Denn nur dann kann man sich tatsächlich auf die Armarbeit konzentrieren. Was ist also zu tun?

Der erste Schritt, um zu ermitteln, ob der Pullbuoy tatsächlich eine gute Wasserlage sicherstellen kann, ist der Einsatz einer Fußschlinge (das kann ein abgeschnittener und verknoteter Fahrradschlauch sein), die Sie um das Sprunggelenk binden. Dann spüren Sie sehr schnell, in welchem Ausmaß sich Ihre Wasserlage verändert. Bleibt sie stabil, könnte der Auftriebskörper ausreichen.

Besser mit Fußschlinge

Besonders bei männlichen Schwimmern, häufig auch beim Schwimmtraining von Triathleten, ist jedoch zu beobachten, dass bei der Stilllegung der Beinarbeit, die Wasserposition stark abfällt. Der Auftrieb eines Pullbuoys genügt nicht! Erhöhen Sie den Auftrieb mit Hilfe eines zweiten Pullbuoys und wiederholen Sie den Versuch. Nun können Sie sich auf das konzentrieren, was Sie eigentlich trainieren wollen: die Technik Ihrer Unterwasserarmarbeit.

Erst wenn die Wasserlage auf diese Weise auf einem hohen Niveau stabilisiert ist, können Sie auf einem technisch guten und stabilem Niveau Ihre Armkraft spezifisch trainieren. Und genau darum geht es: Technisch einwandfrei zu schwimmen. Es nutzt verhältnismäßig wenig, wenn Sie sich bei einem Training der „Kraul-Arme“ ganz besonders um die Aufrechterhaltung der Wasserposition bemühen müssen.

Kein Zeichen von Schwäche: Doppel-Pullbuoy

Dann entstehen zwei Szenarien, die ungewollt sind: a) Sie benötigen sehr viel Energie für die Aufrechterhaltung Ihrer Körperposition und b) fehlt Ihnen diese Energie bei der technisch einwandfreien Ausführung der Armbewegung. Die Folge ist eine Vermischung von trainingsmethodischen Zielsetzungen. Das gilt es zu verhindern.

Schwimmen Sie deshalb ruhig mit zwei Pullbuoys zwischen den Beinen. Verbinden Sie die Sprunggelenke, um die Beinarbeit auszuschalten. Wählen Sie die passende Größe der Paddles, wenn Sie ein kraftbetontes Training durchführen möchten. Schwimmen Sie ohne Paddles, wenn es Ihnen vornehmlich um die Selbstkontrolle der Technik geht.

Lediglich für leichtes, regenerativ orientiertes Training setzen Sie einen einzigen Pullbuoy ein, der Ihnen eine leichte Beinbewegung zur Unterstützung ermöglicht.

Der Pullbuoy hat seit Jahrzehnten einen berechtigten Platz im Konzert der schwimmerischen Hilfsmittel.

Doch auch hier gilt: planen Sie den Einsatz sehr gezielt.

————————————————

Beispielserie für kräftigendes Training mit Pullbuoy, Fußschlinge und Paddles:

400-300-200-100

jeweils mit „Negative Split“ also die zweite Hälfte einer jeden Teilstrecke schneller als die erste Hälfte, Pause: 30 Sekunden

—————————————————

Beispielserie für technikorientiertes Training mit Pullbuoy und Fußschlinge:

8×50

im gleichmäßigen Tempo, zwischen der schnellsten und langsamsten 50m-Zeit sollten nicht mehr als 2 Sekunden Differenz liegen, achten Sie auf ein betontes Anstellen des Ellenbogens zu Beginn der Zugphase sowie einen kräftigen Abdruck in Höhe des Oberschenkels, Pause: 20 Sekunden


von Holger Lüning

 

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert