Ist Schnelligkeits-Training das bessere Technik-Training?
Warum Schnelligkeits-Training auch Technik-Training ist
… oder vielleicht sogar unverzichtbar ist?
Das Schwimmen ist allein schon wegen des Aufenthaltes in einem fremden Medium eine schwierige Angelegenheit. Anders als beim Laufen handelt es sich nicht um eine natürlich erlernte Bewegung. Deshalb gilt es, im Training ein gutes Mittel aus vielfältigen Eindrücken und notweniger Monotonie zu finden.
„Wer immer nur das tut, was er kann, bleibt immer das was er schon ist.“ Dieses von Henry Ford stammende Zitat trifft auf viele Bereiche des Lebens zu. So auch auf das Schwimmtraining. Fordern Sie sich auch in Bezug auf die technischen Aufgaben!
Dieser Satz illustriert, wie wichtig es ist, technische Übungen (TÜ) variantenreich, sehr gezielt und vor allem auch fordernd einzusetzen. Nämlich so, dass Sie sich wirklich anstrengen müssen, um die Aufgabe zu bewältigen. Dann wachsen Ihre Fähigkeiten! So kann man das Abschlagschwimmen beispielsweise auch ab und zu als Spurt schwimmen. Durch die Limitierung der Frequenz erhält man ein völlig neues Feedback und stärkt zugleich die Antriebsmuskulatur. Technische Übungen sind keine Selbstläufer! Allein die Durchführung der TÜs garantiert noch lange keinen individuellen Fortschritt. Schon gar nicht, wenn sie technisch mangelhaft durchgeführt werden. In diesem Fall würde es helfen, zunächst die konditionellen Fähigkeiten zu entwickeln, überhaupt erst einmal eine längere Strecke am Stück schwimmen zu können. Überspitzt formuliert: man erlernt das Schwimmen selten über TÜs, man verfeinert das Schwimmen eher.
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Wahrnehmung und Gefühl verbessern
Im Kern technischer Übungen geht es darum, ein besseres Wassergefühl (Sensomotorik) und somit eine sensible Wahrnehmung zu erlangen. Diese kinästhetischen Faktoren sind u.a. eine wichtige Fähigkeit, zum effektiven Einsatz der Hebel. Deshalb gilt es bei der Auswahl der TÜ genau zu überlegen, was man erreichen möchte. Und wie bei allen Lernvorgängen, ganz gleich ob es das Pauken von Vokabeln oder das Erlernen einer Tätigkeit ist, gewinnt man Fähigkeiten durch tendenziell monotone, sich wiederholende Abläufe. Nur dann erhalten die motorischen Zentren im Gehirn die Chance, eine neue Erfahrung abspeichern und sukzessive perfektionieren zu können. Die sogenannte neuronale Bahnung benötigt deshalb mehrere Anläufe. Schwimmen Sie nun auf jeder Bahn eine andere Technikübung, verschenken Sie die Chance, nachhaltige Veränderungspozesse in Gang zu bringen. Ein erstmalig geglückter Salto wird auch erst nach vielen erfolgreichen Versuchen in die tiefen der neuronalen Netzwerke eingespeichert.
Auch im Wettkampf nicht immer konzentriert
Technische Verbesserungen erzielen Sie nämlich nicht immer nur, wenn Sie frisch und konzentriert an eine Bewegungsaufgabe herangehen. Vielmehr sollten Sie bewusst in Bereichen trainieren, in denen die Aufrechterhaltung der Technik nicht mehr oder zumindest schwer möglich ist. Schließlich ist das genau die Situation, die Sie auch im Wettkampf erwartet.
So kann auch hilfreich sein, Übungen einmal zu Beginn einer Trainingseinheit durchzuführen und in identischer Form nochmals am Ende. Über die Dauer der Einheit sensibilisieren Sie sich weiter für das Medium Wasser, verlieren vielleicht auch ein wenig die Kraft, um Bewegung willentlich zu kontrollieren. Im leicht erschöpften Zustand nochmals einige Übungen zu absolvieren kann deshalb eine wichtige Erfahrung bedeuten. Nicht selten erhalten Sie besonders in den Mangelsituationen im Training ein völlig neues Empfinden von Anstrengung, Wassergefühl, Leistungsvermögen und der Umsetzung einer möglichst effektiven Koordination. Einfach gesprochen, sind das genau die Momente, die Sie provozieren sollten.
Je schneller, desto präziser die Bewegung
Zwar nicht als technische Übung kategorisiert aber dennoch enorm wichtig für die Entwicklung eines feinen Wassergefühls ist das Schwimmen in hohen Tempobereichen. Ziehen Sie Ihre Hand sehr langsam durch das Wasser, so erhalten Sie so gut wie keine „Gegenwehr“. Ziehen Sie hingegen schnell und explosiv durch das Wasser, so bildet sich ein signifikanter Gegendruck. Hier wird der Wasserwiderstand zu einem erwünschten Zustand! Erkenntnis: je schneller Sie gegen das Wasser drücken und sich dabei koordinativ optimal bewegen umso stärker wird der Gegendruck. Und genau diesen Gegendruck gilt es für einen kraftvollen Abdruck zu nutzen. Das Gefühl für den richtigen Moment und die optimalen Winkelstellungen der Antriebsflächen erhalten Sie jedoch nur, wenn Sie diese Situation häufig trainieren. Sie lernen damit, Bewegung schnell und präzise abgestimmt auf die jeweilige Situation durchzuführen. Das macht Sie zu einem besser Schwimmer. Schnelligkeitstraining ist somit ein unverzichtbarer Teil Ihrer technischen Ausbildung!
Von Holger Lüning
Tipp:
Vorschläge von Technikübungen, die man in unterschiedlichen Tempobereichen trainieren und beherrschen sollte. Sie vermitteln die Wirkungskraft des optimalen Hebeleinsatzes und einer guten Koordination.
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