Wassergefühl und Sensomotorik: Feingefühl für das Wasser entwickeln
Feingefühl: Koordination & Sensomotorik
Mit den richtigen Methoden zu besserem Wassergefühl
Koordinatives Training bedeutet nicht nur Feinarbeit und Harmonisierung eines Bewegungsablaufes. Mindestens genauso wichtig sind die Effekte der Bewegungsökonomisierung. Schneller werden und weniger Energie verbrauchen – wenn das keine guten Argumente für ein regelmäßiges Koordinationstraining sind.
Wussten Sie, dass der 1.000m-Weltrekord im Rückwärtslaufen bei einer Zeit von knapp über drei Minuten liegt. Haben Sie auch Mühe, diese Leistung überhaupt im normalen Vorwärtslaufen zu unterbieten? Daran sieht man, wie der menschliche Organismus in der Lage ist, ungewöhnliche Bewegungsabläufe zu harmonisieren. Eine gute Nachricht, wenn es also darum geht, die eigene Bewegungsqualität zu steigern. Dadurch können Sie im Schwimmen nicht nur höhere Geschwindigkeiten realisieren, sondern zudem Energie einsparen.
Wahrnehmung schärfen
Wann immer Sie etwas Neues erlernen möchten, spielt Ihre Wahrnehmung eine bedeutenden Rolle. Je feiner Ihre Wahrnehmung ist desto besser können Sie erfolgreiche Handlungsstrategien entwerfen. Stellen Sie sich einmal vor, Sie hätten kein Schmerzempfinden. Eine tolle Sache meinen Sie? Vermutlich würden Sie nicht lange überleben. Denn ohne den Lerneffekt von Schmerzen könnten Sie kein Handeln entwickeln, dass Sie vor Gefahren schützt.
Wenn es im Sport um Wahrnehmung geht, spricht man von der Sensomotorik. Die Wahrnehmung der eigenen Bewegung über die verschiedenen sensorischen Systeme. Und auch hier gilt: je feiner die Sensomotorik entwickelt ist desto zielgerichteter wird die Handlungsstrategie. Das hört sich komplizierter an als es ist. Sie erleben es z.B. wenn Sie im offenen Gewässer bei Wellen und unruhigen Verhältnissen schwimmen. Schwimmen Sie nun direkt im Anschluss daran im ruhigen Poolwasser, haben Sie deutlich weniger Mühe, koordinativ sauber zu schwimmen. Das Schwimmen im See oder im Meer hat Ihre Sinne geschärft!
Wahrnehmung hat viele Erscheinungsformen
Diese Wahrnehmungseffekte kann man in den verschiedensten Erscheinungsformen nutzen, um die eigene Bewegung feiner abzustimmen. Dazu bedient man sich unterschiedlicher Methoden, die die normale Bewegung teilweise kurzfristig erschweren, um sie danach leichter erscheinen zu lassen (z.B. Schwimmen mit Badeshorts). Aber auch Übungen, die der Wettkampfausführung rhythmisch ähneln, helfen der Wahrnehmung (z.B. Schwimmen mit Kurzflossen). Übungen zur Reaktionsschulung, der besseren Orientierungsfähigkeit oder der Verbesserung des Gleichgewichtssinns runden das Trainingsangebot ab.
Das sensorische Training, z.B. zur Entwicklung des Wassergefühls, nimmt dabei einen großen Raum ein. Schließlich gilt es hier, die eigene Bewegung sowie die Druck-, Widerstands- und Fließeigenschaften des Wassers und des darin befindlichen Körpers noch feiner wahrzunehmen. Ähnlich wie bei einem Weinconnaisseur werden Sie zum Bewegungsgourmet, wenn Sie sich ab und zu neuen Bewegungsreizen aussetzen.
Variation durch Kontraste
Variieren Sie deshalb Ihr Training indem Sie immer wieder Dinge bewusst anderes oder sogar falsch (Kontrast- oder Übertreibungsübungen) machen Das Schwimmen mit komplett gestrecktem Arm gibt Ihrem motorischen Empfinden einen schönen Kontrast zur korrekten Ausführung. Genauso verhält es sich, wenn Sie im Schwimmtraining die erste Hälfte mit langen Badeshorts schwimmen. Mit normaler Badehose werden Sie sich wie ein Torpedo im Wasser fühlen.
Gerade die Wintermonate eignen sich hervorragend, um sich neue Handlungsmöglichkeiten anzutrainieren. Begeben Sie sich deshalb auch nicht in den muskulären Winterschlaf. Ihre Kraft- und Motorikfähigkeiten, die Sie sich mühevoll für die vergangene Saison antrainiert haben, gehen nämlich als erstes und am nachhaltigsten verloren. Monatelanges Grundlagentraining im niedrigen Intensitätsbereich verstärkt diesen Effekt sogar noch! Halten Sie diese Fähigkeiten deshalb wach. Integrieren Sie an 2-3 Tagen der Woche kurze Schnelligkeitselemente (einige 15m- und 25m-Sprints oder Tempospiele) in Ihr Training.
Koordination soll wettkampfnah sein
Bewegungsökonomie bedeutet nämlich nicht nur, seine Wahrnehmung zu schärfen. Sie sollte auch immer wieder wettkampfnah entwickelt werden. So empfiehlt es sich, unmittelbar nach technisch orientiertem Training unmittelbar die erworbenen Fähigkeiten in ein hohes Tempo zu überführen. Hier zeigt sich, wie stabil die technischen Elemente verankert sind.
Im Video unten haben wir den optimalen Trainingsplan für die Umsetzung technischer Übungen konzipiert.
Mit Trainingspartnern können Sie Ihre Agilität konservieren indem Sie kleine Reaktionsspiele in das Training integrieren. Sie lassen Sie auf einem viel höheren Niveau aus der Winterpause kommen und machen auch noch Spaß. Je spielerischer Sie diese Belastungen durchführen desto belebender wirkt das Training auf Ihre Lust und Laune. Und wenn Training Spaß macht, ist die Entfaltung der Wirkung um ein Vielfaches höher.
Technik-Training in der Praxis – Tipps im Clip: