Wissenschaft

Studie: Kurze Unterarme fördern hohes Schwimmtempo

Interessante Untersuchungen zu allen 4 Schwimmlagen

Welcher Körperbau begünstigt welche Schwimmlage?

Wer genau hinsieht, der erkennt Unterschiede im Körperbau der Schwimmspezialisten der vier Lagen. Der Kenner wird z.B. schnell identifizieren, wenn er einen Brustschwimmer sieht und ihn eindeutig von einem Kraulschwimmer unterscheiden können.

Die Technik der Schwimmarten bedingt im Elitebereich jeweils einen spezifischen Körperbau. Sonst wäre der Sprung an die Spitze nicht möglich. Somit ist ein Teil der Eignung in den Genen verborgen. Das ist im Schwimmsport nicht anders als in anderen Sportarten. Vor allem dann, wenn es um Höchstleistungen geht. Und genau um diesen Punkt geht es in der vorliegenden Studie. Kann man spezifische „Bauarten“ erkennen? Und wenn ja, welche Hinweise gibt das für die Sichtung von Talenten im Schwimmsport?

Weitere Hintergründe finden Sie in unserem Beitrag:

Schneller Schwimmen #21: Schwimmtechnik ist immer multifaktoriell > KLICK

Doch nun hinein in die Studie und ihre Zusammenfassung.

Titel der Studie

Key somatic variables associated with, and differences between the 4 swimming strokes

Autoren: Nevill, A. M., Negra, Y., Myers, T. D., Sammoud, S. & Chaabene, H.

Erschienen: Journal of Sports Sciences, 38 (7), 787-794. 2020 > Link

Inhalt der Studie

Diese Studie identifizierte wichtige somatische und demografische Merkmale, die an allen Schwimmern gemessen wurden, und gleichzeitig weitere Merkmale, die nur bestimmten Schwimmarten (Lagen) zugute kommen.

Methode

363 Schwimmer auf Wettkampfniveau (männlich [n = 202]; weiblich [n = 161]) nahmen an der Studie teil.

Es wurde ein multiplikatives allometrisches Regressionsmodell angewendet, um die Schlüsselmerkmale zu identifizieren, die mit der 100m-Schwimmgeschwindigkeit verbunden sind (Kontrolle des Alters).

Ergebnisse

Die Regressionsanalyse ergab 7 „gemeinsame“ Merkmale, von denen alle Schwimmer profitierten, was darauf hindeutet, dass alle Schwimmer von

1.) weniger Körperfett,

2.) Körperlänge, breiten Schultern und Hüften

3.) einer größeren Armspanne

4.) hohe Spannweite aber

5.) proportional kürzere Unterarme und

6.) größeren Unterarmumfängen (Muskulatur)

7.) bei kleineren entspannten Armumfängen (Oberarm) profitieren.

Die 4-Schwimmlagen-spezifischen Eigenschaften zeigen, dass Rückenschwimmer von einem längeren Rücken profitieren, ein Ergebnis, das mit Booten mit längeren Rümpfen verglichen werden kann, die auch schneller durch das Wasser fahren.

Andere Wechselwirkungen zwischen Schwimmart und Prädiktor (zusammengenommen) ergaben, dass Schmetterlingsschwimmer durch eine größere Muskulatur in den Unterschenkeln gekennzeichnet sind.

Schlussfolgerung der Autoren

Diese Ergebnisse zeigen, wie wichtig es ist, die somatischen und demografischen Merkmale junger Schwimmer für die Identifizierung von Talenten zu berücksichtigen (d.h. auch um sicherzustellen, dass die Schwimmer ihre am besten geeigneten Schwimmlage finden).

Unsere Anmerkung

Das Ergebnis zeigt eindrucksvoll, welche Eigenschaften entscheidend sind und korrelieren mit anderen Studien zur Erzielung hoher Schwimmgeschwindigkeiten. So ist einerseits die körperliche Voraussetzung (lang, breite Schultern = viel Fläche für eine überdurchschnittlich gute Wasserlage > KLICK, siehe auch den umfangreichen Beitrag zur Wasserlage) sehr bedeutend wie aber auch Proportionen & Kraft (z.B. Unterarmlänge und -kraft). Komplettiert man diesen „Anforderungskatalog“, so kommen weitere physiologische Eigenschaften hinzu, auch bekannt als die Konditionellen Fähigkeiten. Hier sei vor allem der Aspekt einer sehr guten Beweglichkeit herausgestellt (siehe auch Video oben).

Ergänzungen finden sich in der 3-teiligen Reihe zur Wasserlage.

Video No. 3 der Serie „Wasserlage“