Studie: Frühtraining kann die Schlafqualität stören
Weniger Schlaf und damit unzureichende Regeneration?
Wie das Frühtraining das Schlafverhalten stören kann
Guter Schlaf ist für eine optimale Leistung unerlässlich, doch nur wenige Studien haben das Schlaf- / Wachverhalten von Spitzensportlern untersucht. Kann es sein, dass ein Frühtraining den Biorhythmus stört und sogar langfristig leistungsreduzierend wirkt?
Erschienen: European Journal of Sport Science, 2014 (S1), S310-S315.
Autoren: Sargent, C., Halson, S. & Roach, G. D.
Ziel der Studie
Das Ziel dieser Studie war es, den Einfluss des Frühtrainings auf die Schlafqualität bei Weltklasse-Schwimmern zu untersuchen.
Ablauf
Eine Gruppe von sieben Schwimmern vom Australian Institute of Sport nahm an dieser Studie während eines 14-tägigen Intensivtrainings in Vorbereitung auf die Olympischen Spiele 2008 teil. Während dieser 14 Tage hatten die Teilnehmer 12 Trainingstage mit jeweils einer morgendlichen Einheit um ca. 06:00 Uhr und einer Nachmittagseinheit sowie 2 Ruhetagen zu absolvieren. Für jeden Tag wurde die von den Teilnehmern erhaltene Schlafmenge unter Verwendung von Schlaftagebüchern und Aktivitätsmonitoren, die am Handgelenk getragen wurden, ermittelt.
In den Nächten vor den Trainingstagen gingen die Teilnehmer um 22:05 Uhr (s = 00:52) ins Bett, standen um 05:48 Uhr (s = 00:24) auf und kamen auf durchschnittlich 5,4 Stunden (s = 1,3) Schlaf. In den Nächten vor den Ruhetagen gingen die Teilnehmer um 00:32 Uhr (s = 01:29) ins Bett, standen um 09:47 Uhr (s = 01:47) auf und erhielten durchschnittlich 7,1 Stunden (s = 1,2) Schlaf.
Gemischte Modellanalysen ergaben, dass in den Nächten vor den Trainingstagen die Schlaf- und Aufstehzeiten signifikant früher lagen (p <0,001), die Zeitspanne im Bett signifikant kürzer war (p <0,001) und die Schlafmenge signifikant geringer war (p <0,001) 0,001), als an den Nächten vor den Ruhetagen.
Ergebnis
Diese Ergebnisse deuten darauf hin, dass frühmorgendliche Trainingseinheiten die Schlafmenge von Spitzensportlern stark einschränken. Angesichts der Tatsache, dass eine chronische Schlafbeschränkung von <6 Stunden pro Nacht die psychischen und physiologischen Funktionen beeinträchtigen kann, ist es möglich, dass frühmorgendliche Trainingspläne die Effektivität des Trainings tatsächlich einschränken.
Unsere Meinung
Das Ergebnis klingt zunächst plausibel und einfach in der Erklärung. Jeder Sportler, der ein regelmäßiges Frühtraining absolviert sollte für sich selber sowohl ein Schlaf- wie auch ein Belastungsprotokoll anlegen. Im Idealfall sind darin Werte über die Ruhe-Herzfrequenz und die Herzfrequenz-Variabilität (HRV) zu hinterlegen, die mit den Trainingsergebnissen abgeglichen werden sollten. Erst die Interpretation dieser Zusammenhänge erlaubt eine Aussage darüber, ob ein Frühtraining stattfinden sollte, evtl. modifiziert werden sollte oder sogar kontraproduktiv wirken könnte.
Da jeder Mensch einen sehr individuellen Bio- und Schlafrhythmus besitzt (siehe die „Eulen“ und die „Lerchen“) – auch Chronobiologie genannt – könnte es in dieser Betrachtung zu sehr unterschiedlichen Ergebnissen und somit auch Empfehlungen für die Optimierung des Trainings kommen.
Fazit: das Monitoring der Schlafqualität gehört bei ambitionierten Sportlern eigentlich zur Pflicht und sollte ggf. vom Trainer angeleitet werden, da er daraus seinerseits wichtige Rückschlüsse auf die Gestaltung des Trainings ziehen kann. Denn je optimaler der Sportler regeneriert, desto leistungsfähiger ist er und umso intensiver darf das Training gestaltet werden.
Leistung und Regeneration (und in der Folge sogar Verletzungsanfälligkeit) stehen in einem direkten Verhältnis zueinander. Philosoph Arthur Schopenhauer sagte treffend:
„Der Schlaf ist für den ganzen Menschen, was das Aufziehen für die Uhr.„
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Übersetzung des Abstracts von Seite: https://www.tandfonline.com/doi/full/10.1080/17461391.2012.696711