Studie: Top-Schwimmer beschleunigen gleichmäßiger als andere
Gleichmäßigkeit ist Trumpf beim Vortrieb
Regelmäßiger Vortrieb statt langer Gleitphasen?
Diese Frage entsteht immer dann, wenn das Thema des Gleitens beim Freistilschwimmen auftaucht. Wie wir in Folge 8 unserer Reihe „Schneller Schwimmen – die Tipps“ schon aufgeworfen haben, ist das Gleiten, wie man es sich vorstellt (nämlich eine Konservierung des Tempos), im Wasser nicht umsetzbar. Zu hoch sind die abbremsenden Widerstände. So führt im Prinzip jeder Moment ohne aktiven Vortrieb zu einer Verringerung des Tempos. Deshalb sollte der Fokus auf einer gleichmäßigen Beschleunigung liegen, um Temposchwankungen (Spitzen und Täler) zwischen den einzelnen Zügen respektive den Bewegungszyklen möglichst gering zu halten. Genau dann wird Schwimmen energieeffizient und zugleich schnell.
Bevor wir in die Studie – siehe unten – einsteigen, möchten wir hier noch einmal auf das Video verweisen. Es könnte einen guten Einstieg in das Thema darstellen.
Titel der Studie
Differences in swimming smoothness between elite and non-elite swimmers
Autoren: Ganzevles, S. P. M., Beek, P. J., Daanen, H. A. M., Coolen, B. M. A. & Truijens, M. J.
Erschienen: Sports Biomechanics, Published online: 30 Aug 2019
Ziel der Studie
Ziel der Studie war es zu untersuchen, ob man die Regelmäßigkeit der Beschleunigung einzelner Züge respektive Bewegungszyklen (Jerk Cost = JC) zwischen den verschiedenen Schwimmniveaus unterscheiden kann. Daraus soll geschlossen werden, ob eine gleichmäßige Beschleunigung Indiz für ein höheres Schwimmniveau sein kann – oder sogar die Voraussetzung darstellt. Ist eine gleichmäßige Beschleunigung ein Qualitätsmerkmal?
Methode
Neun Elite- und neun Nicht-Elite-Schwimmer schwammen einen 50-m-Freistil-Sprint mit einem 3D-Beschleunigungsmesser auf dem Rücken zwischen den unteren Winkeln der Schulterblätter. Zwischenzeiten und JC wurden aus dem Beschleunigungssignal berechnet und zwischen Gruppen und zwischen Schwimmern innerhalb einer Gruppe verglichen.
Ergebnisse
Die Elite-Schwimmer schwammen deutlich schneller als die Nicht-Elite-Schwimmer (p <0,001). Sie taten dies mit signifikant niedrigeren JC-Werten im Vergleich zu Nicht-Elite-Schwimmern (p = 0,005). Nicht-Elite-Schwimmer beschleunigen weniger gleichmäßig. Darüber hinaus zeigte eine schrittweise multiple lineare Regression, dass JC 32,9% der Variation der Zwischenzeit der Elite-Schwimmer ausmachte.
Schlussfolgerung der Autoren
Diese Ergebnisse zeigen, dass es möglich ist, Elite von Nicht-Elite-Schwimmern mittels des JC-Werts zu unterscheiden: Elite-Schwimmer schwimmen mit niedrigeren JCs als Nicht-Elite-Schwimmer. Darüber hinaus ist das Schwimmen mit höherer Geschwindigkeit sowohl bei Elite- als auch bei Nicht-Elite-Schwimmern mit mehr Beschleunigungen und Verzögerungen verbunden, was sich in höheren JCs und geringerer Bewegungsruhe widerspiegelt.