Studie: Das richtige Alter für die Talentauswahl im Schwimmen
Talentauswahl mit Blick auf das optimale Alter
Beispiel Schwimmen: das Sichtungssystem in Ungarn
In Deutschland sieht das Talentsichtungssystem nicht gut aus. Oder besser gesagt: es existiert im Grunde überhaupt nicht. So ist es auch nicht verwunderlich, dass häufig lediglich Einzelkönner für hervorragende Leistungen sorgen. Das ist traurig, aber kein Wunder, wenn man sich die durch Zufälle geprägte Auswahl geeigneter Kinder für den Schwimmsport ansieht.
Dabei wäre es gar nicht sonderlich schwierig ein standardisiertes Sichtungssystem, beispielsweise in den Schulen, zu implementieren. Das würde dem deutschen Sport gut tun und zugleich Kindern den Weg in Sportarten ebnen, in denen sie persönliche Erfolgserlebnisse sammeln können. Dies wäre schon fast ein Garant für den Aufschwung des deutschen Schwimmsports, respektive des deutschen Leistungssports insgesamt.
Ein Thema, über das man lange diskutieren kann. Wir wollen in diesem Beitrag aber die Autoren einer Studie zu Wort kommen lassen, die das ungarische Sichtungssystem untersucht haben und zu den folgenden Aussagen gekommen sind. Natürlich ist diese Studie sehr spezifisch und auf dem ungarischen System basierend. Wir haben uns ergänzend aber auch in weiteren Artikeln mit dem Thema beschäftigt:
KLICK > „Talent oder Fleiß – was ist entscheidend?“
KLICK “ Frühe Spezialisierung und welche Schlussfolgerungen daraus zu ziehen sind“
KLICK „Die Frühe Spezialisierung im Nachwuchssport – oder doch eher eine allgemeine Ausbildung?“
Studie: Physical Culture and Sport. Studies and Research, 80 (1), 57-67. (Abschrift des Abstracts hier)
Autoren: Nagy, N., Földesi, G., Sós, C. & Ökrös, C. (2018).
Zweck und Inhalt der Studie:
Auf der Grundlage unserer empirischen Untersuchungen und der Analyse der Geburtsdaten junger Leistungsschwimmer zielt der vorliegende Aufsatz darauf ab, das System der Talentauswahl und -verwaltung im ungarischen Leistungsschwimmen zu untersuchen, ergänzt durch ein neues Element.
Testkollektiv:
Die Forschungspopulation bestand aus den registrierten Junioren-Wettkampfschwimmern, die an dem neuen Talentmanagement-Programm des Ungarischen Schwimmverbandes (N = 235; Durchschnittsalter: 11,44) aufgrund der Entscheidung des Trainerkomitees teilnahmen.
Ergebnis und Fazit der Autoren:
Unsere Forschung basierte auf der Analyse von Dokumenten und Datenbanken. Neben der deskriptiven Statistik wurden Chi-Quadrat-Tests und der Kruskal-Wallis-Test angewendet.
Die Ergebnisse zeigen, dass Schwimmer, die in den ersten drei Monaten des Jahres geboren wurden, immer noch häufiger in das Programm aufgenommen werden als ihre relativ jüngeren Kollegen. Darüber hinaus ist als potenzielle Auswirkung des neuen Programms die Dominanz des ersten Quartals des Jahres auch für diejenigen charakteristisch, die für die nächste Ebene des Talentmanagements in Frage kommen. Das neue Auswahlsystem für ungarische Schwimmer ist immer noch sehr altersabhängig. Es wird daher empfohlen, die Funktionsweise des neuen Talent Management-Programms im Hinblick auf Auswahl und Erfolg weiter zu untersuchen.