Training & Wettkampf

Nr. 6-10: Mythen und Notwendigkeiten im Schwimmsport

Mythen und Notwendigkeiten im Schwimmsport, Teil 2

Mythos oder Tipp : Nummer 6-10 im Check!

Auch mal mit einem zwinkernden Auge widmen wir uns in diesem zweiten Teil wieder einigen Mythen und „Lagerfeuergeschichten“ des Schwimmsports. Viel Spaß!

Teil 1 mit den Nummern 1-5 noch nicht gelesen? Mit einem Klick geht es zum ersten Teil > KLICK

6. Beinarbeit-Training wird überbewertet

Auf deutlich weniger als 10% wird der Anteil der Beinarbeit am Gesamttempo beim Kraulschwimmen bewertet. Das ist nicht viel und zugleich eine beliebte Ausrede derer, die das Beinarbeit-Training nicht sonderlich mögen. Wozu der Aufwand, wenn der Ertrag, also der Zugewinn an Geschwindigkeit, so gering ist?

Sieht man etwas genauer hin, so offenbart eine gute und stabile Beinarbeit jedoch zahlreiche andere Aspekte. So dient die Beinarbeit der Stabilisierung des Rumpfes und gleichzeitig bei optimaler Rhythmisierung auch der Unterstützung der Armarbeit. Setzen die Armhebel nämlich druckvoll an, so werden auch die Rumpfmuskeln als wichtiges Gegenlager aktiviert. Ist die Verbindung von Rumpf zu Beinen athletisch, so kann die Kraft deutlich besser ins Wasser übertragen werden und somit größeren Vortrieb generieren.

Nimmt man dann noch den Aspekt der besseren Wasserlage mittels einer stabilen Beinbewegung hinzu, sprechen doch ein paar Argumente für das regelmäßige und isolierte Beine-Training mit Brett, Schnorchel oder auch einmal in Rückenlage.

Nur 4% Tempoanteil? Deshalb ist das Beinarbeit-Training dennoch wichtig > KLICK

7. Beim Schwimmen schwitzt man nicht

Auch wenn Sie es nicht direkt spüren. Schwimmen ist eine intensive Ganzkörpersportart und zudem wegen des Temperaturreizes des Wassers von einigen Besonderheiten begleitet.

So liegt der Schweißverlust im Schwimmtraining bei bis zu 1,5 Liter/Stunde. Und weil mit dem Schweiß auch wichtige Mineralstoffen ausgeschieden werden, kann eine mit einem Sportgetränk gefüllte Trinkflasche am Beckenrand nie schaden, um über die volle Trainingszeit leistungsfähig zu bleiben. Bestimmen Sie doch mal Ihre Schweißrate und messen Sie Ihr Körpergewicht vor und nach dem Training ohne zwischendurch etwas zu trinken. Das gibt Ihnen einen wichtigen Aufschluss über Ihren individuellen Flüssigkeitsverlust.

8. Paddles-Training ist Krafttraining

Das Schwimmen mit Paddles entwickelt die spezifische Kraft! Kann das denn sein?

Sieht man sich die Belastungsstruktur des Schwimmens einmal genau an, so ist festzustellen, dass die Bewegungen einerseits verhältnismäßig langsam, zyklisch – also wiederholend gleich – und in einem sehr zähen Medium, dem Wasser durchgeführt werden. Blickt man in die Theorie des Krafttrainings und den Aspekten des Zugewinns an Kraft, so fallen zwei Begriffe auf.

Kraftwerte können steigen, wenn der Muskel wächst (Hypertrophie) oder in sich neuromuskulär besser funktioniert, die sogenannte intramuskuläre Koordination. Für beide Anpassungserscheinungen sind hohe Lasten notwendig, um den entsprechenden Trainingsreiz auf den Muskel ausüben zu können. Das funktioniert mit submaximalen bis maximalen Gewichten, die im Wasser aber so nicht produzierbar sind. Selbst wenn das Training mit Paddles noch so intensiv ist, so übt es allenfalls eine kräftigende Wirkung aus, ein echter Kraftzuwachs im Sinne der trainingswissenschaftlichen Definition kann jedoch nicht erreicht werden.

Die besten Ergebnisse erzielen Sie mit kurzen und intensiven Intervallserien wie 8×25 Meter oder 8×50 Meter mit sehr langen Pausen unter Einhaltung einer sehr guten Technik.

Hier geht es zur 5%-Regel beim Training mit Paddles > KLICK

9. Wer eine höhere Schmerzschwelle besitzt kann härter trainieren

Studien haben ergeben, dass Leistungssportler eine deutlich höhere Schmerzschwelle haben als unsportliche Menschen. Auf die Frage, ob eine hohe Schmerzschwelle die Voraussetzung sei, um intensives Training zu tolerieren oder es sich gar um eine Trainingsanpassung handelt, blieb bislang unbeantwortet.

Ein Versuch illustriert diese Aussagen. Zwei Gruppen wurden gebeten, für drei Minuten in eine Eisbad-Wanne zu steigen und danach das Schmerzempfinden auf einer Skala von 1 bis 10 zu bewerten. Die unsportliche Gruppe verließ im Schnitt nach 96 Sekunden die Wanne und bewertete das Erlebnis mit 10 von 10 Punkten, also maximal schmerzhaft. Die Gruppe der Leistungssportler verließ die Wanne nach den vorgegebenen drei Minuten und bewertete den Schmerz mit 6 von 10 Punkten.

Was denken Sie? Halten Sie Schmerz besser aus als andere oder haben Sie durch das sportliche Training gelernt, besser damit umzugehen? Eine interessante Fragestellung.

Hier eine Studie zum Thema > KLICK

10. Glauben Sie nicht alles und haben Sie viel Spaß

Ein fester stabilisierender Glaube ist immer hilfreich. Zwar können wir an dieser Stelle keine Studie zitieren. Doch eines steht fest: behalten Sie den Spaß an der Sache, probieren Sie regelmäßig neue Dinge im Training, suchen Sie sich (Schwimm-)Projekte und genießen Sie Ihren Sport in geselliger Runde.

Ob im Training, im Wettkampf oder bei einem Freiwasser-Event. Dort können Sie dann diese und andere Lagerfeuergeschichten zum Besten geben und sicher auch dem ein oder anderen Mythos lauschen. Schwimmen es eben mehr als Kachelnzählen.