Training & Wettkampf

Cam McEvoy: Auszeit und danach schneller denn je!

Unlust akzeptieren?

Auszeiten nutzen und stärker werden

Jeder kennt das, der ambitioniert trainiert. Auch hier spielt es keine Rolle, ob es um die Teilnahme an den Bezirksmeisterschaften geht oder die Qualifikation zu den Olympischen Spielen – Hoch-und-Tiefs gehören zum Sport dazu. Wenn dieser Zustand eintritt ist die große, und sehr individuelle Frage, wie man damit umgeht.

Ob es darum geht, die sportlichen Ambitionen in ein Geflecht aus Familie, Beruf, Studium oder ähnlichen Verpflichtungen einzubetten oder man sich aufgefordert fühlt, die Erwartungen von Sponsoren oder gar einer ganzen Nation erfüllen zu müssen. Leistungssport ist immer eine große Herausforderung. Doch das weiß nur der, der es einmal gemacht hat oder mittendrin steckt. Für Außenstehende ist diese Welt doch eher abstrakt, weshalb es in der Beurteilung der beschriebenen Situation durch jene Außenstehende schnell zu unpassenden Meinungen oder Aufforderungen kommen kann.

„Stell dich nicht so und mach einfach weiter!“

Das kann eine Methode sein. Es kann aber auch ebenso gut sein, „den Badeanzug oder die Badehose mal temporär an den Nagel zu hängen“ und zu warten, was passiert. Wer das tut, tut sich vielleicht mehr Gutes als einfach über die Signale der Unlust, der Frustration oder auch der Überforderung hinwegzusehen und einfach nach bekanntem Schema weiterzumachen.

Überforderung wahrnehmen und reagieren

Und weil das so schwierig ist, helfen Beispiele. Hier wollen wir uns mit dem australischen 50m- und 100-m-Sprinter Cam McEvoy beschäftigen und seinen Äußerungen zu einer Auszeit, in der er erst einmal „3 Monate überhaupt nichts gemacht hat“, um dann festzustellen „dass mich das total gelangweilt hat“. Die drohende Überforderung des Hochleistungssports spürte McEvoy (Jahrgang 1994) bereits in der Phase der Pandemie und so war es fast willkommen für ihn, diese Zeit zu nutzen, um sich vom Schwimmsport zu entfernen und das Jahr 2022 ohne jegliche Wettkampf-Teilnahmen zu überbrücken. Ohne zu wissen, ob es jemals eine Rückkehr geben wird.

Cam McEvoys Bestzeiten, 50-Meter-Bahn:

50m Freistil: 21,06 Sekunden (2023!)

100m Freistil: 47,04 Sekunden (2016)

200m Freistil: 1:45,46 Minuten (2014)

In dieser Phase kam es zum Rekapitulieren dessen, was er über Jahre hinweg routinemäßig trainiert hatte. Sinngemäß resümiert der mehrfache Olympia-Teilnehmer, dass das jahrelange und immer ähnliche Training zu einer Stagnation führen musste.

Fazit der Analyse: das umfangreiche Wassertraining ließ immer nur ein halbherziges Krafttraining zu, welches nie seine volle Wirkung erzeugen konnte. Schwimmtraining und die daraus resultierende Erschöpfung ist für ein optimales Krafttraining einfach nicht optimal.

Alternativen suchen und sich inspirieren lassen

Die Pause nutzte der Australier, um an seinen Stärken zu arbeiten. Mit verschiedenen Aktivitäten wie u.a. dem Bouldern verbesserte er seine Explosivkraft, die ihm helfen sollte, über 50m Freistil schneller zu werden. Und tatsächlich wunderte sich die Schwimm-Welt über sein Comeback 2023 und die spektakuläre Weltjahres-Bestzeit und neue persönliche Bestmarke von 21,27 Sekunden über 50m Freistil.

Von 72 auf 81 Kilogramm sei sein Gewicht gestiegen, womit die neue Strategie „weniger Wasser, mehr Gewichte“ und „besser ausgeruht ins Krafttraining zu gehen“ Früchte getragen hat. Dies zeigt auch, wie wichtig es ist, konsequent zu handeln und bisherige Verhaltensmuster infrage zu stellen und Modifikationen gezielt voranzutreiben.

Ebenso wie es auch umgekehrt gelten man: ausgeruht ins Wasser gehen, um die dortigen Anforderungen besser bewältigen zu können. Es ist die Balance, ausgerichtet an den Bedürfnissen der jeweiligen Strecke und Disziplin, den optimalen Weg zu finden.

Und da sind wir auch beim Transfer dieser Erkenntnisse. Mach die Dinge auch mal anders!

Unser Fazit: auch mal Mut zur Pause und Abstand gewinnen.

Wichtig: die Erkenntnisse sollten immer verschriftet werden, denn nur dann können sie detailliert analysiert werden. Der Grundstein, um aus einer kleinen Krise ein großes Comeback zu machen. Mehr Tipps zu diesem Thema in Tipp 31 „Bestleistung aus dem Notizbuch“ > KLICK HIER

Ergänzung zum Juli 2023. Cam McEvoy wird Weltmeister in Fukuoka in 21.06 Sekunden!

Hier ist das Renn-Video > KLICK

Hier das gesamte Video (9 Min.) , aus dem die Aussagen (und das Titelfoto) stammen.