Studie: Kraulschwimmen und Vortriebsphasen
An welchem Punkt wird der stärkste Vortrieb erzeugt?
Wann es sich lohnt, Kraft zu investieren
Die Biomechanik im Sport ist ein wichtiges Feld, da sie Erkenntnisse liefert, zu welchem Zeitpunkt welche Wirkung erzielt werden kann. Wer hier gut informiert ist, kann einfach gesprochen, seinen return-on-investment deutlich verbessern. Soll heißen: wer weiß, an welchem Punkt in der Unterwasserphase am meisten Vortrieb erzeugt wird, kann seine Kräfte punktuell setzen und somit besser platzieren.
Ist diese Information weniger ausgeprägt vorhanden, werden allgemeine Empfehlungen auch mal ungeprüft in das eigene Bewegungsmuster integriert – ein Beispiel dafür ist das Thema „Gleiten“ insbesondere im Bereich der Seiteneinsteiger. Schnell wird vergessen, dass ohne Geschwindigkeit auch kein Gleitgefühl entstehen kann. Deshalb steht das Thema „Vortrieb“ an erster Stelle der Bemühungen.
Die vorliegende Studie zeigt uns die einzelnen Unterwasserphasen beim Kraulschwimmen auf und identifiziert die Momente, in denen der stärkste Vortrieb erzeugt wird. Warum das besonders in diesen Momenten geschieht, werden wir noch einmal deutlicher in einem separaten Tipp darstellen.
Nun aber hinein in die Ergebnisse der Studie.
Titel der Studie
Which phases of the stroke cycle are propulsive in front crawl swimming
(Welche Phasen des Schlagzyklus erzeugen beim Kraulschwimmen Vortrieb?)
Autoren: Psycharakis, S. G. & Coleman, S. G. S. (2023).
Erschienen in: Research Quarterly for Exercise and Sport, 95 (2), 325-333.
Inhalt der Studie
Das Ziel dieser Studie war vierfach:
1. Beschleunigung, Geschwindigkeit und Phasenüberlappung für jede Phase des Bewegungszyklus (SC) während 200m-Kraulschwimmens zu quantifizieren;
2. für jede Variable, um etwaige Unterschiede zwischen den vier SC-Phasen zu identifizieren;
3. um Veränderungen der Variablen während der 200-m-Strecke zu untersuchen;
4. um jeglichen Zusammenhang zwischen der Leistung und den einzelnen Variablen zu untersuchen.
Methoden:
Zehn Schwimmer schwammen maximal 200m Kraul. Vier SCs (Bewegungszyklus) wurden mit dreidimensionalen Methoden analysiert, einer für jeweils 50 m.
Jeder SC war in vier Phasen unterteilt: Handeinsatz, Zugphase, Druckphase und Rückholphase (Überwasser).
Die Beschleunigung des Schwerpunkts (CM); maximale, minimale und durchschnittliche CM-Geschwindigkeit; Die Phasendauer und die Überlappung einer Phase eines Arms mit jeder Phase des gegenüberliegenden Arms wurden berechnet.
Ergebnisse und Schlussfolgerung:
Die Phasengeschwindigkeiten korrelierten positiv mit der Leistung und nahmen während der 200m ab.
Die Beschleunigungsdaten zeigten eine hohe Variabilität innerhalb und zwischen den Schwimmern. Wenn sich der Einsatz eines Arms mit der Zug- und manchmal Druckphase des anderen Arms überlappte, wirkte sich die Bewegung auf den gesamten Körper aus. Die Zugphase war die langsamste Phase und überschnitt sich überwiegend mit der Erholungsphase des anderen Arms. Die Druckphase war unabhängig von den Überlappungen mit dem anderen Arm oft eine Vortriebsphase für den gesamten Körper und zusammen (Anm.: zeitgleich) mit dem Einsetzen (Anm.: des gegenüberliegenden Arms) die schnellsten Phasen.
Unser Tipp: Mit dem Counter-Movement mehr Kraft ins Wasser bringen
Um den Krafteinsatz zu unterstützen kann man Gegenbewegungen nutzen. So wie man das vom Werfen eines Balles her kennt, wirken Kräfte auch im Wasser gegeneinander und können so genutzt werden. Wir haben uns das Prinzip in Tipp 107 genauer angesehen und zeigen Beispiele aus dem Spitzenbereich. Einfach auf das Motiv klicken!
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