Training & Wettkampf

Kontrastübung: Das Schwimmen mit der Faust zur Verbesserung der Wahrnehmung

Wassergefühl entwickeln: Feingefühl mit der Faust!

Der Begriff des Wassergefühls ist teilweise so wenig zu fassen wie das Wasser selbst. Wie drückt sich Wassergefühl genau aus? Könnten Sie es sagen? Geht es nicht vielmehr um Druck- und Strömungswahrnehmungen, die den Schwimmer befähigen, in jeder Situation die Hebel und den Körper optimal zu positionieren? Wenn das der Fall ist, wird das Wassergefühl durch weit mehr bestimmt als nur durch die Handfläche.

Wie machen Sie das, wenn Sie Wasser fühlen wollen? Wahrscheinlich werden Sie die Hände zu einer Mulde formen, Wasser darin sammeln, um möglichst viele Informationen über Temperatur und Konsistenz zu erfahren. Da wir in der Handfläche sehr viele und feine Rezeptoren haben, die uns über diese Details Auskunft geben können, ist es mehr als natürlich und sinnvoll, derart vorzugehen. Nun passiert es im Wasser während des Schwimmens auch sehr häufig, dass man sich auf diese „Rezeptorenfläche“ verlässt und gerne mal die anderen Informationsgeber vernachlässigt.

Die Hand als Steuerungsinstrument

Viele Schwimm- und Technikübungen zielen auf die Entwicklung des Feingefühls der Handfläche ab. Ob es das Sculling, das Hundepaddeln und die vielen Variationen der Fingerposition ist – die Hand bleibt DAS Steuerungsinstrument des Wassergefühls. Doch ist das der alleinige Weg, um sich die Feinheiten anzutrainieren, die uns noch schneller und vor allem effektiver schwimmen lassen? Denn das scheint das Versprechen dieser Übungen zu sein. Hast du ein besseres Wassergefühl schwimmst du auch schneller.

Dabei spielen aber noch andere Antriebsflächen eine große Rolle. So wird der Unterarm als ganz wichtige Fläche in der Unterwasserphase häufig ungenügend beachtet. Das Schwimmen mit Faust beispielsweise, also die Verringerung der Handfläche auf ein Minimum, erzeugt bei korrekter Ausführung einen guten Eindruck über die Möglichkeiten, die ein optimales Anstellens des Ellenbogens und damit auch des Unterarms bietet. Deshalb ist es wichtig, diesen Hebelanteil als einen essentiellen Teil des Antriebswerkes zu betrachten. Tut man dies nicht und schwimmt zu sehr „über die Hand“, können sich schnell Folgefehler einschleichen.

Es geht um mehr als nur die Hand

Genau dann nämlich, wenn Sie übermäßig stark mit der Hand arbeiten, könnte sich ein folgenschwerer Fehler einschleichen. Wenn die Hand zu Beginn der Zugphase durch eine übertriebene Aktivität, verbunden mit dem Wunsch das Wasser möglichst früh zu greifen, im Handgelenk gebeugt wird, fängt in den meisten Fällen der Ellenbogen an, sich zu früh nach hinten zu bewegen.

„Ellenbogen stellen!“ Vielleicht klingt Ihnen dieser Satz in den Ohren? Nicht ohne Grund ist dies einer der am häufigsten gesprochenen Sätze am Beckenrand. Behalten Sie am Anfang der Zugphase ein fixiertes Handgelenk bei und versuchen Sie, mit dem Unterarm und der Hand unter den Ellenbogen zu gelangen. Stellen Sie den Ellenbogen also hoch an! Ist Ihnen dies gelungen, können Sie die gesamte Fläche des Unterarms und der Handfläche für den Vortrieb einsetzen.

Bitte nicht knicken!

Lassen Sie sich also nicht verlocken und knicken Sie das Handgelenk beim Kraulschwimmen nicht ab. Stellen Sie sich vor, dass der Handrücken und die Rückseite des Unterarms möglichst früh eine Linie bilden. Nur dann können Sie eine optimale Hebelstellung einnehmen und die investierte Kraft auch wirklich vom Zugbeginn bis in die Druckphase aufrecht erhalten.

Das Schwimmen mit Faust ist deshalb ein probates Mittel, um dieses Feingefühl zu entwickeln. Tipp: schwimmen Sie einfach mal mit einem Tischtennisball in der Hand, um zu verhindern, dass Sie die Hand zwischendurch doch einmal kurz öffnen. Auch beim Training in der Gruppe kann diese Übung sehr viel Spaß machen: wer einen Tischtennisball verliert, zahlt 50 Cent in die Team-Kasse. Mal sehen, wie lange es dauert, bis der Weg an die Eisdiele möglich ist.

Diese sogenannte Kontrastübung bietet sich für alle Schwimmarten an und entfaltet ihre Wirkung vor allem dann, wenn man im Anschluss an diese gewollte Verkleinerung der Antriebsfläche einige Sprintübungen mit normaler Handhaltung durchführt. Damit entwickeln Sie ein feines Gespür für die enorme Antriebsfläche von Hand und Unterarm.


Von Holger Lüning

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert