Wissenschaft

Studie: der Einfluss der Tageszeit auf die Leistung

Eule oder Lerche – die unterschiedlichen Typen

Entscheidet der individuelle Biorhythmus über die Leistungsfähigkeit?

Die Chronobiologie untersucht als Wissenschaftszweig der Biologie die zeitliche Organisation von physiologischen Prozessen und wiederholten Verhaltensmustern bei Organismen. Somit ist sie auch im Bereich des Sports wegen der damit verbundenen Prozessen ein wichtiger Untersuchungsgegenstand.

Schließlich kennen wir alle die unterschiedlichen Typen, vom Frühaufsteher (Lerche) bis zum Nachtmenschen. Dort wo der eine Mensch schon am Morgen gut trainieren kann, fühlt sich der Nachtmensch (die Eule) noch wie im Tiefschlaf. Auf der anderen Seite wird die Lerche am Abend schneller müde und verfolgt damit einen völlig anderen Schlaf-Wach-Rhythmus. Dass diese Tatsache Einfluss auf die Leistungsfähigkeit zu den unterschiedlichen Tageszeiten hat, liegt auf der Hand.

Die biologische Uhr tickt unterschiedlich

Eine sehr interessanten Studie (> KLICK) der Wissenschaftlerin Ina Ueberschär beschreibt die Problematik noch umfassender und weist darauf hin, welche Gesundheitsbeeinträchtigungen entstehen können, wenn man dauerhaft gegen die eigentliche, individuelle biologische Uhr agiert. Ein Abschnitt aus dem verlinkten Artikel:

„… Sicher verlangen Schul- und Arbeitszeiten sowie die Trainings- und Wettkampfzeiten eine Anpassung des Körpers an dieses von außen vorgegebene Zeitregime. Lerchen sollten aber besonders anspruchsvolle Aufgaben, z.B. auch die Vorbereitung auf eine Prüfung, lieber in die frühen Morgenstunden legen und dafür am Abend eher schlafen gehen. Eulen sollten es genau umgedreht machen. Der Morgentyp sollte lieber vor der Arbeit eine Runde Joggen, der Abendtyp am Abend. Wenn man längerfristig gegen seine innere Uhr lebt, sind gesundheitliche Folgen nicht selten. Es kommt zu einer verringerten mentalen und körperlichen Leistungsfähigkeit, zu Schlafstörungen und einer erhöhten Infektanfälligkeit. …“

Trainingszeit mit unterschiedlichen Anpassungen

Gleiches gilt womöglich auch für Trainingseinheiten, die gegenläufig zum individuellen Biorhythmus durchgeführt werden. Ganz gleich ob die Ursache die zeitliche Notwendigkeit ist (z.B. Schwimmtraining nur vor dem Arbeitsbeginn möglich) und räumliche Engpässe vorherrschen.

So ist auch zu vermuten, dass die Lerche von einem Frühtraining deutlich besser profitiert und höhere Anpassungsraten vorweisen kann als die Eule. Letztere wird bei einem Training am Abend in höhere Intensitätsbereiche vordringen können, weshalb die Trainingsreize abends besser wirken.

Grundsätzlich sollte jeder Sportler achtsam sein, wenn er/sie sich zu ungewohnten Zeiten eine hohe Leistung abverlangt. Diese Belastung könnte das Immunsystem bei den verschiedenen Typen völlig unterschiedlich tangieren. Demzufolge ist es empfehlenswert, diese individuelle Reaktion zu beachten und entsprechend zu handeln bzw. Prophylaxe zu betreiben.

Wer mehr Grundsätzliches über die Lerchen- und Eulen-Typen erfahren möchte, kann hier etwas mehr nachlesen > KLICK

Titel der Studie

The influence of time of day on the performance of adolescent swimmers

Autoren: Soares Mendes Nunes, R., Lopes Freitas, A. F. & Vieira, E.

Erschienen in: Chronobiology International, 38 (8), 1177-1185. 2021

Inhalt

Die Studie zielte darauf ab, die Auswirkungen von Tageszeit, Chronotyp und Geschlechtsunterschieden auf die Beziehungen zwischen Angstzuständen, Depressionen, Schlafqualität und Schwimmleistung von normalerweise tagaktiven jugendlichen Sportlern zu untersuchen.

Methodik

An der Studie nehmen 33 Leistungsschwimmer, 20 Jungen (14,8 ± 1,60 J.) und 13 Mädchen (14,4 ± 1,51 J.) aus zwei verschiedenen Schwimmzentren teil.

Sie führten in einem 50-m-Schwimmbecken zweimal 50-m- und 400-m-Kraulschwimm-Versuche um 08:00 Uhr und 18:00 Uhr mit einem Intervall von 48 Stunden durch.

Chronotyp, Depression, Angstniveau und Schlafqualität wurden durch Fragebögen erfasst.

Ergebnisse

Bei den Mädchen wurde bei den 50- und 400-m-Versuchen kein Einfluss der Tageszeit beobachtet.

Die Schwimmleistung der Jungen war in den 50-m-Tests unabhängig von der Tageszeit ähnlich, aber im 400-m-Test war die Leistungszeit abends besser als morgens. Die beste Abendleistung wurde bei den Nacht-Typen beobachtet.

Die lineare Regressionsanalyse der Daten aller Teilnehmer ergab eine positive Korrelation zwischen Schlafqualität und Angstniveau (p = 0,016; R2 = 0,1769) und Schlafqualität und Depressionsniveau (p = 0,006; R2 = 0,2192).

Es gab keine Korrelation zwischen Chronotyp und Schlafqualität bei beiden Geschlechtern (p = 0,4044; R2 = 0,0232).

Fazit der Autoren

Wir schließen daraus, dass die Tageszeit die Leistung von jugendlichen Schwimmern beeinflussen kann, die sich je nach Distanz der Prüfung und nach Geschlecht unterscheidet. Wir haben auch gezeigt, wie wichtig die Schlafqualität bei jugendlichen Schwimmern als Faktor ist, der Angstzustände und Depressionen und damit ihre Leistung beeinflussen kann.