Schneller Schwimmen

Tipp #102: Die optimale Wasserlage im Strömungskanal

Ist die rotierte Wasserlage widerstandsärmer?

Der Test im Strömungskanal (Video unten)

Die Güte der Wasserlage entscheidet über die Effizienz der Vortriebsarbeit. Soll heißen: ist die Wasserlage ungenügend und damit der Wasserwiderstand hoch, hilft auch viel Arbeit in der Unterwasserphase wenig. Nehmen wir den umgekehrten Fall, um das zu verdeutlichen. Wer schon einmal mit einem Neoprenanzug geschwommen ist, wird schnell zwischen 5-10 Sekunden pro 100m (!) schneller schwimmen können (> Studie Klick hier).

Welcher Effekt steckt hinter dieser spektakulären Leistungsverbesserung? Einzig und allein die verbesserte Wasserlage!

Somit ist der Vorteil einer optimalen Wasserlage eigentlich hinreichend erklärt und sollte jeden Schwimmer und Trainer dazu bewegen, dieses Thema ganz oben auf der Agenda zu haben. Es lohnt sich!

Der Neoprenanzug zeigt wie´s geht

Doch neben dem Auftrieb – der durch den Neoprenanzug generiert wird – ist der Wasserwiderstand (Frontalwiderstand, Verwirbelungen) ein weiterer Einflussfaktor, den es zu betrachten gilt. Hier gibt es immer wieder die Meinung, der Mensch würde in der um 90Grad rotierten Position (also ähnlich der eines Fisches) weniger Widerstand erzeugen. Für diese These gibt es jedoch keine Evidenz. Keine Studie bestätigt diese These – weshalb es lediglich eine Meinung abbildet.

Und dennoch interessiert uns natürlich der mögliche Unterschied. Und den kann man ausschließlich im Strömungskanal in statischer Position bestimmen. Während des Schwimmens können die notwendigen Daten nicht erhoben werden.

So haben wir uns wieder einmal in den Strömungskanal auf Teneriffa begeben, um zu sehen, wie sich Veränderungen darstellen. Das Video mit den Ergebnissen und der sehr eindeutigen Visualisierung siehst du auf dieser Seite ganz unten.

Visualisierung und Vergleich

Dabei geht es im Kern um die Visualisierung von Veränderungen bei Strömungsgeschwindigkeiten von 1.2 m/s (= 41,6 Sek./50m) und 1.0 m/s (= 50 Sek./50m). Dazu nutzen wir ein handelsübliches AquaGym-Gummiseil, welches bei höheren Widerständen zu einer größeren Ausdehnung gezwungen wird. Dieser Aufbau zeigt die Unterschiede innerhalb der veränderten Wasserpositionen (waagrecht / rotiert um 90 Grad) und erlaubt deshalb auch zuverlässige Aussagen.

Das Ergebnis ist eindeutig: insbesondere der Aspekt des Auftriebs, erzeugt durch eine große angeströmte Fläche (des Oberkörpers), verbessert die Wasserlage und reduziert damit auch die Widerstandskomponenten. Denn in rotierter Lage reduziert sich die angeströmte Fläche und der Körper fällt tiefer ins Wasser hinein. Ähnlich wie bei einem Flugzeug, das sich auf die Seite dreht. Wir wissen, was in dieser Situation passiert. Deshalb sprechen wir in unseren Schwimm-Camps auf Teneriffa auch gerne vom Tragflächen-Effekt des Oberkörpers, um ein klares Bild zu erzeugen.

Angeströmte Fläche entscheidet

So darf festgehalten werden, dass sich die Frontalfläche auch nicht ändert. Ganz gleich ob in waagrechter oder senkrechter Position. Würde sich der Körper nun zusätzlich noch drehen, würde sich der Widerstand zunehmend erhöhen. Eine ruhige Wasserlage führt zu einer besseren, höheren Position im Wasser.

Die komplette Reihe zum Thema Biomechanik und Wasserlage (klick auf das Motiv)

 

 

 

 

Wie erzeugt man nun für sich selbst eine bessere Wasserlage, um von den beschriebenen Effekten zu profitieren? Hier bietet sich vor allem eine Videoanalyse an sowie eine Screening der Beweglichkeitsfähigkeiten. Mangelhafte Beweglichkeit im Schultergürtelbereich erzeugt bei Bewegungen immer einen Drehmoment im Oberkörper, welcher sich wiederum negativ auf die Wasserlage (und auch die Frontalwiederstände) auswirkt. Ein ungünstiges Szenario, das durch das spezifische Training der Beweglichkeit verändert, sprich verbessert, werden kann.

Klick hier zu „Die Beweglichkeit hat einen eindeutigen Einfluss auf die Qualität der Wasserlage“

Beweglichkeit macht die Wasserlage

Wer beweglich ist, der schwimmt schneller? Ganz sicher ist das eine These, die man unterstreichen darf. Und deshalb ist das Training der Mobilität und Beweglichkeit enorm wichtig. Nicht als zusätzliches Training, sondern vielmehr als das Basis-Training des Schwimmens.

In den Tipps 37 bis 41 (>KLICK HIER) haben wir uns intensiv mit dieser Thematik, der Range of Motion, der Beweglichkeit, des Schwingens aus dem Schultergelenk und weitere wichtigen Aspekten beschäftigt. Unbedingt ansehen!

Einfacher Test zum Nachmachen

Doch auch ohne Strömungskanal kann man für sich selber einen einfachen Test durchführen, welche Position im Wasser die bessere ist. Im Video zeigen wir Abstoß-Übungen, die deutlich Auskunft darüber geben. Auch hier handelt es um statische Positionen. Würde es in der schwimmerischen Gesamtbewegung zu rollenden oder gar rotierenden Bewegungen kommen, würde sich das Spektrum des Widerstands spektakulär erhöhen.

In der Zwischenzeit haben wir eine Messeinheit konstruiert, die uns weitere Aussage zu den genannten Thesen erlauben. Nur so viel vorweg: das Ergebnis war erstaunlicher und deutlicher als wir selbst gedacht haben. Demnächst auf dieser Seite – also am besten gleich rechts in den Newsletter eintragen!

Das Video mit den Ergebnissen aus dem Strömungskanal

Mit einem Klick auf das Motiv startet das Video. Darin nutzen wie die Einrichtungen im T3, die auch in unseren Schwimm- und Triathlon-Camps jeweils einen Programmpunkt darstellen. Informationen zu den Camps > mit einem Klick. Nun viel Spaß mit dem Video!

 

Ein Beitrag von Holger Lüning