Die Zukunft des Ausdauertrainings
Ausdauertraining und die Trends
Die 5 Big Points
Diese Fragen tauchen immer wieder auf:
Zu welchen Leistungen ist der Mensch in der Lage?
Wo ist das Ende der Weltrekordentwicklung?
Und tatsächlich weiß es niemand. Selbst die ausgeklügeltsten Computersimulationen konnten keine exakten Vorhersagen machen. Auch die künstliche Intelligenz wird darasn scheitern. Denn viele Entwicklungen erscheinen plötzlich. Und andere wiederum haben eine Langzeitwirkung, die sich erst sukzessive durchsetzt.
Wir wollen an dieser Stelle deshalb eine Studie des International Journal of Sports Physiology and Performance (> KLICK HIER zur Studie) aus 2023 als Ausgangspunkt von Überlegungen und Anregungen nutzen. Denn im Kern geht es immer auch um die Entwicklung des Sports und des Trainings insgesamt. Jede Trainingsmethodik, die überragenden Erfolg im Profibereich gebracht hat, findet ihren Weg in den Hobby- und Altersklassensport. Und jede Maßnahme, die getroffen wird, wird irgendwann vom Geheimnis zum Allgemeingut.
Blicken wir in die Trends des Ausdauertrainings wie sie von den Autoren erfasst wurden und als Grund für die enormen Leistungssteigerungen der vergangenen Jahre identifziert wurden. Die 5 möglichen Ursachen.
- Sportart-spezifische Anforderungen im Training
Das Training ist immer weniger ein Mischtraining von Sportlern, die sich auf unterschiedliche Wettbewerber vorbereiten. Dort wo z.B. im Schwimmsport viele unterschiedliche Spezialisten nach demselben Plan trainierten, wird nun den spezifischen Anforderungen Rechnung getragen.
Und auch außerhalb des Trainings ist die Betreuung und das Verhalten der Sportler spezifischer geworden. Über die Nachbereitung eines Trainings bis hin zu Lebensgewohnheiten wie Ernährung, Supplementierung oder Schlaf.
2. Bessere Wettkampf-Planung und -durchführung
Trainer und Sportler wissen heutzutage sehr viel besser über die optimale Renneinteilung bescheid. Grundlage dieses Wissens sind diagnostische Maßnahmen und vor allem auch der Einsatz von Wearables, die den Sportlern ein unmittelbares Feedback geben können.
Dank dieser Hilfsmittel kann zudem das Stärken-Schwächen-Profi der Sportler deutlich besser erfasst werden. Daraus entwickeln sich die passenden Trainingsmethoden.
3. Mehr Training oder besseres Training?
Ist das Training besser geworden oder ist es einfach nur mehr geworden. Nach wie vor besteht ein direkter Zusammenhang zwischen Trainingsvolumen und der Leistung. Doch ist das nicht der ausschließliche Grund. Vielmehr wissen Trainer und Sportler viel mehr über den optimalen Trainingsbereich („Sweet Spot“), der es ermöglicht, aus dem gestiegenen Umfang auch noch mehr Qualität zu entwickeln.
4. Trainingsplanung
Die Art und Weise, wie eine Saison periodisiert wird, hat sich modifiziert. Sei es durch die gestiegene Anzahl an Wettkämpfen und der notwendigen Präsenz oder auch dank der in Punkt 3 genannten Aspekte. Oftmals gelten traditionelle Periodisierungsmodelle nicht mehr oder können in der heutigen Zeit gar nicht zum Einsatz gebracht werden, da sie die erforderliche Flexibilität nicht mitbringen.
Zudem sind insbesondere die Erkenntnisse im Bereich der optimalen Regeneration gestiegen. Dadurch kann gezielt einem Übertraining entgegengewirkt werden bzw. es entsteht gar nicht erst. Zusätzlich ist es möglich, Sportler und Sportlerinnen in einen besseren Zustand zu bringen, wenn es im Training darum geht, Höchstleistungen zu erbringen (siehe u.a. Polarized Training).
5. Professionalisierter Lebensstil
Aus der Studie:
Der Old-School-Ansatz wird durch einen Satz verkörpert, der normalerweise Rod Dixon zugeschrieben wird, dem Neuseeländer, der 1972 olympische Bronze über 1.500 Meter gewann und 1983 auch den New York Marathon gewann: „Ich möchte nur Bier trinken und trainieren wie ein Tier.“
Sportler und Betreuungsteam wissen heutzutage sehr viel mehr über die Auswirkungen des individuellen Lebensstils auf die Leistungsfähigkeit. Vorbei sind die Zeiten, in denen einfach nur „knüppelhart trainiert“ wurde. Dies reicht heute nicht mehr, um an die Spitze zu gelangen.
Themen wie Schlaf, Ernährung, regenerative Maßnahmen und die Verzahnung mit komfortabel zu erfassenden Daten wie der Herzfrequenz-Variabilität (HRV) bringen den Lebensstil von Sportlern auf ein völlig neues Niveau und geben die Voraussetzung, häufiger „wie ein Tier“ trainieren zu können, da sie sehr besser regenerieren und das Training adäquat steuern können.
Fazit:
Diese 5 Punkte repräsentieren sicherlich nicht alle Aspekte, die die Leistungsfähigkeit in den letzten Jahren haben verbessern können. Technische Entwicklungen (siehe Laufschuhe oder Schwimmanzüge) tragen ebenso einen Teil bei wie die Entwicklungen im sportpsychologischen Bereich und der mentalen Steuerung der Athleten.
Ein weites Feld. Und die gute Nachricht: viele der genannten Punkte kann man auch als Hobby- oder Altersklassensportler implementieren.