Wissenschaft

Studie: So muss ein erfolgreicher Brustschwimmer gebaut sein

Hebelverhältnisse und Proportionen erlauben eine Vorhersage

Es ist immer ein interessanter Gedanke, potenziell erfolgreiche Sportler möglichst früh zu erkennen, zu sichten und dem Leistungstraining zuzuführen. In manchen Ländern funktioniert das gut, in anderen Ländern eher weniger.

Dabei sollte es schon in der Schule die Aufgabe von Lehrern oder speziell ausgebildeten Experten sein, die motorischen Qualitäten der Kinder zu sichten. Dann nämlich, erhalten Kinder (und damit auch die Eltern) einen Hinweis auf die Sportart, in der sie womöglich zu überdurchschnittlichen Leistung fähig sein könnten. Das gäbe den beteiligten Personen einen wichtigen Input und würde zudem dem Leistungssport deutlich mehr „Talente“ bescheren. Denn in vielen Fällen handelt es sich weniger um das viel beschriebene Talent, sondern schlicht um die körperliche Eignung.

Denn eins muss in diesem Zusammenhang auch klar sein. Je früher Kinder Erfolgserlebnisse haben und spüren „etwas gut zu können“, umso besser sind auch die Zugangsquoten für den Leistungssport. Erfolg motiviert! Eine klassische win-win-Situation, die aber leider – zumindest in Deutschland – viel zu selten entsteht. Hierzulande muss man sogar eher von Zufällen sprechen, wenn junge Menschen eine Sportart beginnen, für die sie „wie gemacht“ erscheinen.

Studien, die sich mit diesem Thema befassen, sind deshalb immer interessant. In diesem Zusammenhang fassen wir eine Studie zusammen, die sich mit den optimalen Körpermerkmalen herausragender Brustschwimmer auseinandersetzt.

Titel der Studie

Die 100-m-Brustschwimm-Leistung bei Jugendlichen – der prädiktive Wert der Anthropometrie

Autoren: Sammoud, Nevill & weitere

Erschienen in: 16 Mar 2018, 30(3):393-401 > LINK

Ziel der Studie:

Ziel dieser Studie war es, die optimale Körpergröße, Länge der Extremitätensegmente, Umfang oder Breite für die 100-m-Brustleistung bei jugendlichen Schwimmern abzuschätzen.

Inhalt, Methodik und Ergebnisse

Insgesamt 59 Schwimmer [männlich: n = 39, Alter = 11,5 (1,3) y; weiblich: n = 20, Alter = 12,0 (1,0) y] nahmen an dieser Studie teil. Um Größen- / Formmerkmale zu identifizieren, die mit der Schwimmleistung über 100 m Brustschwimmen verbunden sind, haben wir ein multiplikatives allometrisches logarithmisches lineares Regressionsmodell berechnet.

Die Ergebnisse zeigten, dass die 100-m-Brustleistung eine signifikante negative Assoziation mit der Fettmasse und eine signifikante positive Assoziation mit dem Segmentlängenverhältnis (Armverhältnis = Handlänge / Unterarmlänge) und dem Gliedmaßenumfangsverhältnis (Umfangverhältnis = Unterarmumfang / Handgelenkumfang) ergab.

Darüber hinaus zeigten die Beinlänge, die biakromiale Breite (Schulterknochenbreite) und die biiliokristale Breite (Hüftbreite) signifikante positive Korrelation mit der 100-m-Brustleistung.

Größe und Körpermasse trugen jedoch nicht zum Modell bei, was darauf hindeutet, dass der Vorteil längerer Hebel eher gliederspezifisch als ein allgemeiner Ganzkörpervorteil war.

Tatsächlich könnten die zuvor erwähnten Verhältnisse nur durch die Verwendung multiplikativer allometrischer Modelle abgeleitet werden.

Fazit der Autoren

Diese Ergebnisse hoben hervor, wie wichtig es ist, die anthropometrischen Eigenschaften von jugendlichen Brustschwimmern für die Identifizierung von Talenten und / oder die Überwachung von Sportlern zu berücksichtigen. Darüber hinaus können diese Ergebnisse dazu beitragen, die Schwimmer anhand ihrer anthropometrischen Eigenschaften auf die individuell effektivste Bewegungsfrequenz auszurichten.

Unsere Anmerkung:

Wie auch in anderen Studien zeigen sich hier typische Ausprägungen eines per se für das Schwimmen geeigneten Körperbaus. Dazu zählen das Verhältnis von Schulter- zu Hüftbreite, das Verhältnis Unterarm zur Hand. Deutlich wird der Zusammenhang zwischen der Schwimmtechnik, der Auftriebswirkung spezifischer Körperbaumerkmale und der optimalen Wasserlage.

Siehe auch „Wie muss ein Top-Schwimmer gebaut sein?“ > KLICK