Freiwasser & Triathlon: Technik-Update und Material
Technik auf das Material abstimmen
Verändertes Material = modifizierte Technik
Wer als Triathlet gleich drei Sportarten trainiert, der ist gut beraten, sich einen Weg durch das Dickicht des Equipments zu bahnen. Ebenso hat der Freiwasserschwimmer bei bestimmten Temperaturen unterschiedliche Materialien für den Wettkampf zur Auswahl.
Das Schwimmen sieht auf den ersten Blick sehr pur aus. Mehr als eine adäquate Schwimmbekleidung braucht es nicht, um sich im Wasser fortbewegen zu können. Doch genau dort, wo die Dinge relativ einfach erscheinen, ergeben sich durch das kluge Ausnutzen des spezifischen Equipments recht gute Möglichkeiten, die individuelle Leistung zu unterstützen. Und das fängt bereits im Training an.
Freiwasser und Triathlon mit besonderer Technik
Als Freiwasserschwimmer und Triathlet haben Sie den Zugriff auf drei völlig unterschiedliche Kategorien von Materialien, die Sie zum Einsatz bringen können. Begonnen beim Badeanzug und der Badehose, übergehend zum Swimskin bzw. Swimsuit und schließlich der Neoprenanzug. Die Palette ist reichhaltig. Jedes Material bringt dabei seine spezifischen Vor- und Nachteile mit ins Rennen. So bringt der Neoprenanzug einen enormen Aufteil hinsichtlich der Wasserlage, schränkt aber auch die Bewegungsfreiheit im Schultergürtelbereich zum Teil massiv ein. Deshalb ist es sinnvoll, sich mit dem optimalen Einsatz der Anzüge vertraut zu machen. Denn, und das wird schnell vergessen, ändert sich mit dem Material das individuelle Schwimmtempo und demzufolge auch die Schwimmtechnik!
Neopren bringt Weltklasse-Niveau
Das spüren Sie vor allem dann, wenn Sie mit dem Neoprenanzug im heimischen Schwimmbad Zeiten erzielen, die in Badehose oder –anzug schier unerreichbar erschienen. Die spektakuläre Verbesserung der Wasserlage macht es möglich. Von einem Moment zum anderen befinden Sie sich in einer deutlich erhöhten Position und optimieren damit die Widerstandswerte. Setzt man nun voraus, dass Sie eine Weltklassewasserlage erzeugen, so sollte der nächste Schritt sein, die auch Technik auf diese Situation anzupassen, um die Vorteile bestmöglich für sich zu nutzen.
Denn im Prinzip stehen Ihnen zwei Möglichkeiten offen. Sie können genauso schnell schwimmen wie ohne Neoprenanzug auch, indem Sie die Bewegungen in ähnlicher Form, sprich Bewegungsfrequenz, durchführen wie beim Schwimmen in Schwimmbekleidung. Das würde zu einer Ersparnis an Energie führen. Sie benötigen für dasselbe Tempo weniger Energie, das klingt schon einmal gut. Deutlich schneller schwimmen Sie so aber vermutlich nicht.
Frequenz steigern und schneller schwimmen
Wie wäre es deshalb mit Variante Nummer 2? Sie können die verbesserten Rahmenbedingungen auch nutzen, um ein deutlich höheres Schwimmtempo zu generieren. Dazu müssen Sie jedoch ein paar Anpassungen vornehmen. Vergleichen Sie es mit dem Radfahren. Ist der Neoprenanzug gleichbedeutend mit einem spürbaren Rückenwind, so könnten Sie Trittfrequenz und Krafteinsatz so wählen wie immer, um vielleicht etwas schneller zu sein aber vor allem Energie zu sparen. Sie könnten jedoch auch die Trittfrequenz erhöhen, um den zusätzlichen Schub des unterstützenden Rückenwindes für ein deutlich höheres Tempo zu nutzen. Genau dann legen Sie die Grundlage für neue Bestzeiten.
Tipp zur Vertiefung: Technik anpassen !!!
Tipp 50 „Schneller schwimmen im Neoprenanzug – so geht´s!“ > KLICK
Der Neoprenanzug ist der bildhafte Rückenwind im Wasser. Erhöhen Sie die Frequenz, so nutzen Sie die optimierten Widerstandswerte, die sich durch die optimierte Wasserlage ergeben, für ein signifikant höheres Tempo. Doch dazu bedarf es einiger Übung! Dies ist das Argument für das regelmäßige Training im Neoprenanzug. Also springen wir hinein in die Praxis.
Test im Training bringt Sicherheit für das Rennen
Bringen Sie den Neoprenanzug regelmäßig aber doch moderat zum Einsatz. Was heißt das konkret? Schwimmen Sie beispielsweise eine Serie in normaler Schwimmbekleidung. Dazu eignen sich 100-Meter-Intervallserien mit 5 bis durchaus 10 Wiederholungen und einer Pause von 30 bis 40 Sekunden. Erfassen Sie die erzielten Zeiten und Herzfrequenzwerte. Schwimmen Sie am Anschluss zweihundert Meter locker und ziehen Sie sich in der zweiten Hälfte der Schwimmeinheit den Neoprenanzug an. Wiederholen Sie die Serie und gleichen Sie die Zeiten und Anzahl der Herzschläge ab. Spielen Sie bewusst mit der Bewegungsfrequenz, um für sich den optimalen Ablauf einzustudieren. Gehen Sie ganz gezielt auch einmal auf Bestzeitenjagd, um zu ermitteln, in welche Tempobereiche Sie vordringen können. Dies ist eine wichtige persönliche Benchmark, an der Sie sich zukünftig orientieren können.
In regelmäßigen Abständen durchgeführt, werden Sie für sich ermitteln, mit welcher Technik Sie die besten Zeiten erzielen. Alle vier Wochen sollte es dann auch einmal ein 400-Meter- oder 8×100-Meter -Test sein (siehe Tipp ganz unten!), um die Technik auf die längeren Strecken zu adaptieren.
Gleiches gilt für den Einsatz des Swimskins. Da in den vergangenen Jahren immer häufiger bei den Triathlon-Wettkämpfen ein Neoprenverbot wegen zu hoher Wassertemperaturen ausgesprochen wurde, ist der Swimskin mittlerweile ein must-have im Kleiderschrank eines jeden Triathleten. Bei den Schwimmern gehören die eng anliegenden Schwimmanzüge seit vielen Jahren zum Equipment dazu. Der Einsatz dieser speziellen Anzüge macht aus mehreren Gründen Sinn. Zum einen können Sie mit dem enganliegenden Anzug einen Kompressionseffekt nutzen und auf der anderen Seite bietet er deutlich bessere Widerstandswerte im Wasser als z.B. ein Triathloneinteiler mit Rückentaschen.
Einsatz und Überprüfung der Materialien im Training
Zwar ist der Tempogewinn nicht ganz so spektakulär wie mit dem Neoprenanzug, spürbar ist er dennoch. Deshalb ist es auch hier ratsam, im Schwimmtraining immer wieder einmal die Materialien einzusetzen, die Ihnen auch im Rennen zu bestmöglichen Leistungen verhelfen sollen. Mit dem Swimskin können Sie ähnliche Vergleichsserien absolvieren wie oben beschrieben. Schwimmer sollten regelmäßig einen simulierten Wettkampf-Test in die Trainingsplanung einfügen. Damit gewöhnen Sie sich an die veränderten Umstände und können zudem abschätzen, ob der Anzug gut sitzt oder an manchen Stellen sogar scheuert. Ein wichtiger Testlauf!
Sie sehen schon, die unterschiedlichen Materialien beinhalten eine ganze Menge Chancen, die Leistung zu heben und damit von Beginn an ein dynamisches Rennen zu absolvieren. Bringen Sie neben den beschriebenen Adaptionen der Schwimmtechnik noch weitere spezifische Trainingselemente in Ihr Übungsprogramm, so steht einer neuen Bestmarke nichts mehr im Wege. Denn vergessen Sie nicht, dass das Schwimmen alles beeinflusst, was danach kommt! Es geht also nicht nur um schnelle Zeiten im Wasser, sondern auch darum, gut in ein Rennen hineinzukommen. Und diese Grundlagen schaffen Sie am besten frühzeitig im Training.
Pures Erlebnis in Schwimmbekleidung
Wo wir beim Training in normaler Schwimmbekleidung sind. Die Schwimmhose und der –anzug sind selbstverständlich die bevorzugten Kleidungsstücke im Trainingsablauf. Sehen Sie es doch einmal pragmatisch. Je purer Sie ins Wasser springen, umso unverfälschter ist das Wassergefühl. Nur mit diesen technisch reduzierten Materialien sind Sie auch in der Lage, das vorbei strömende Wasser zu spüren und somit einen Eindruck über das zu bekommen, was Sie tun. Oder umgekehrt gesprochen. Je höher der technische Standard bzw. die „Umhüllung“ des Körpers mit Materialien, umso weniger Wassergefühl werden Sie entwickeln! Das ist zwar schade, da Sie das hohe Tempo beim Schwimmen mit Neoprenanzug niemals so richtig spüren werden. Trainieren Sie jedoch immer wieder mit den verschiedenen Anzügen, könnte Ihr Training davon profitieren.
Neue Tempobereiche
Denn allein die Aufgabe, mit Krafteinsatz und Bewegungsfrequenz spielen zu können, bringt einen sehr wirksamen Reiz in Ihr Training. Nutzen Sie deshalb sowohl den Swimsuit und auch den Neoprenanzug, um sich regelmäßig in höhere Tempobereiche zu katapultieren. Das macht nicht nur Spaß, sondern erweitert Ihre Möglichkeiten in der Auftaktdisziplin des Triathlons, ganz gleich mit welchen Materialien Sie dann dort an den Start gehen.
Unser Tipp: der 15×100-Meter-Test
In Trainingsplan 69 haben wir mit dem 15×100-Meter-Test (der passend zum Artikel auch als 8×100-Meter-test geschwommen werden kann) eine Möglichkeit vorgestellt eine eigene Diagnostik der Leistung durchzuführen und damit eine Überprüfung der Formentwicklung zu haben. Hier geht es zum Trainingsplan inkl. PDF-Download > KLICK und hier unten startet das Video mit einem Klick auf das Motiv. Viel Spaß!