Tipp #50: Schneller Schwimmen im Neoprenanzug für Freiwasser & Triathlon
Bis zu 10 Sekunden pro 100 Meter schneller?
Weshalb eine Technikumstellung sinnvoll sein kann
Der Grund, weshalb man in einem Neoprenanzug schneller schwimmen sollte, liegt klar auf der Hand. Er ist derselbe, weshalb man in einem Neoprenanzug bequem an/auf der Wasseroberfläche liegen kann. Aber halt: so einfach ist es nun doch nicht. Schließlich schwimmt ja nicht jeder im selben Verhältnis schneller als ohne Neoprenanzug. Die Sache ist also wohl doch etwas komplexer und einen Blick in die Tiefe der Materie wert. Dranbleiben, denn es wird interessant!
Wie ist das, wenn man einen Neo anzieht und ins Wasser steigt? Natürlich, die Wasserlage verbessert sich von einem Moment auf den anderen in eine Weltklasse-Position. Eine Wasserlage, von der man eigentlich nur träumen kann!
Wasserlage wie ein Weltklasseschwimmer
Wie bedeutend der Einfluss der Wasserlage auf das Schwimmtempo ist, haben wir u.a. in drei Folgen und den Tipps 1 „Wasserlage & Auftrieb“ (KLICK), 2 „Wasserlage & Widerstand“ (KLICK) und 3 „Wasserlage & Biomechanik“ (KLICK) ausführlich behandelt. Fest steht: die Optimierung der Widerstände führt zu einer signifikant besseren Ausgangsposition, um die investierte Energie in Form von Arm- und Beinarbeit in das individuell beste Schwimmtempo zu transferieren.
Die Ausgangslage beim Schwimmen im Neoprenanzug ist nun so gestaltet, dass die Widerstandswerte aufgrund der hohen Wasserlage deutlich reduziert wurden. Daraus ergeben sich zwei Möglichkeiten, den Neoprenanzug und dessen Vorteile für sich zu nutzen.
Taktik 1: Schwimmtechnik & Tempo beibehalten und weniger Energie aufwenden
Taktik 2: Reduzierte Widerstände nutzen und das Tempo erhöhen
In Taktik 1 wird lediglich der Effekt des geringeren Energieverbrauchs bei selbem Tempo wie in Schwimmbekleidung genutzt. Sie schwimmen nicht schneller aber mit weniger Energie.
In Taktik 2 hingegen, können Sie den geringeren Widerstand für sich nutzen, indem Sie das Bewegungstempo erhöhen. Das ist in etwa so, wie ein Lauf bei leichtem Gefälle. Hier werden Sie den Vorteil des Bergablaufens nur dann in eine höheres Tempo transferieren können, wenn Sie die Schrittfrequenz erhöhen!
In zwei Trainingsplänen haben wir diese Aspekte integriert, um das Bewegungstempo gezielt zu erhöhen.
Tipp: Trainingsplan 126 „Frequenz-Training für neue Tempobereiche“ > KLICK HIER!
Tipp: Trainingsplan 54 „Besserer Vortrieb durch gezielte Erhöhung der Frequenz“ > KLICK HIER!
Bis zu 10 Sekunden/100m schneller schwimmen!
Und hier liegt nun auch der Grund verborgen, weshalb es manche Schwimmer und Triathleten womöglich nicht schaffen, mit dem Neoprenanzug deutlich schneller zu schwimmen als ohne. Dabei kann der Unterschied bei bis zu 10 Sekunden pro 100 Meter liegen, wie Beobachtungen (spektakuläres Beispiel bei einem 51-Sekunden-Sprinter im Video) gezeigt haben. Nutzen Sie diese spektakuläre Möglichkeit!
Klick zu einer Studie „70 Sekunden schneller über 800 Meter mit Neoprenanzug“
Wie Sie genau machen, erfahren Sie im Video! Einfach auf das Motiv klicken und schon startet der Clip!
Schwimmen wie Bergablaufen?
Zusammenfassend lässt sich somit festhalten, dass das Schwimmen im Neoprenanzug im Bild gesprochen ein wenig so ist, wie die Effekte des Bergablaufens oder des Radfahrens bei leichtem Rückenwind. Sie können diese gegebenen Vorteile geringerer Widerstände (und Gegenkräfte) für sich nutzen, indem Sie weniger Energie aufwenden (im Extremfall rollen Sie mit dem Rad bei Rückenwind und treten nur ab und zu in die Pedale) oder aber die große Chance nutzen und die Anzahl der Vortriebsimpulse (Abdruck auf das Wasser, die Pedale oder den Boden) pro Zeiteinheit (Frequenz) erhöhen. Damit schaffen Sie die Grundlage für ein – womöglich – spektakulär höheres Tempo!
Denn mit der Erhöhung der Frequenz kommt ein weiterer Vorteil hinzu: Sie benötigen pro Abdruck weniger Kraft, da das Tempo erhöht ist bei gleichzeitig geringeren Widerständen. Gehen Sie in eine Testserie und probieren Sie die Effekte aus.
Praxistest 8x50m + 400m im Neoprenanzug (Ort: Schwimmbecken 25m oder 50m mit Zeitnahme):
8x50m jeweils im Wechsel: 50m in gewohnter Frequenz / 50m mit erhöhter Frequenz
Pause: 30 Sekunden
Wichtig: zählen Sie die Züge (noch besser: lassen Sie die Frequenz bestimmen)!
Zusatz: messen Sie die Herzfrequenz, um weitere Daten zu gewinnen
Schwimmen Sie im Anschluss 400-600 Meter sehr locker als aktive Erholung und absolvieren Sie dann den Leistungstest über 400 Meter.
Gehen Sie in der Saison alle 3-4 Wochen in diesen Test, um die Auswirkungen des Trainings zu überprüfen und regelmäßig Ihre Frequenz anzupassen. Dokumentieren Sie die Ergebnisse und gleichen Sie sie mit den Wettkampfergebnissen ab.
Tipp: trainieren Sie höchstens 1x pro Woche im Neoprenanzug, um Gewöhnungseffekte zu vermeiden!