Wissenschaft

Studie: Auswirkungen einer 5-wöchigen Trainingspause auf die Sprint-Leistung

Aktiv oder passiv pausieren?

Effekte, Auswirkungen und Empfehlungen

(Freiwillige) Trainingspausen sind von zwiespältigen Gefühlen geprägt. Zwar handelt es sich im allgemeinen um die wohlverdiente Ruhe nach einem anstrengenden Saisonabschnitt. Auf der anderen Seite begibt man sich nicht selten auf dem Höhepunkt der individuellen Leistungsfähigkeit in die Inaktivität oder zumindest Ruhephase. Durchatmen und auch die Angst, die hart erarbeitete Form zu verlieren prägen diese Phase.

Und jeder Schwimmer weiß: der Anfang nach einer solchen Pause macht selten Spaß. Jedes Gefühl für das Wasser, den Abdruck und das Tempo sind zunächst verloren. Auch wenn sich diese Fähigkeiten schnell wieder aktivieren lassen, so wünscht man sich das doch anders. Wie lange sollte also die Saisonpause andauern? Was sollte man währenddessen tun und auch sein lassen?

Rahmen setzen und Spielraum lassen

Viele offene Fragen, die meistens völlig individuell beantwortet werden müssen. Hier ist die Kommunikation zwischen Trainer und Sportler gefragt. Auf der Erfahrungsgrundlage einer langjährigen Trainerkarriere kann hier ein Rahmen vorgegeben werden, der vom Sportler mit genügend Spielraum ausgefüllt werden kann. Denn eines soll in der Regenerationszeit auf keinen Fall entstehen: Stress und mentale Anforderung. Genauso wenig aber auch die Abkehr vom Leben eines leistungsorientierten Sportlers. Entspannung und Müßiggang – was darf es sein? Bei letzterem besteht womöglich die Gefahr einer aufkommenden Lustlosigkeit, der unbedingt vorgebeugt werden sollte.

Dann nämlich startet der Sportler auf einem denkbar ungünstigen mentalen und körperlichen Niveau in das Training des neuen Saisonabschnittes.

Doch was passiert eigentlich nach einer längeren Pause hinsichtlich der Leistungsfähigkeit? Auch hier gibt es viele offene Fragen. Eine Studie gibt ein paar Antworten, die helfen, einen Gesamtblick für die Situation zu gewinnen.

Titel der Studie

Biophysical impact of 5-week training cessation on sprint swimming performance

Autoren: Ruiz-Navarro, J. J., Gay, A., Zacca, R., Cuenca-Fernández, F., López-Belmonte, O., López-Contreras, G., Morales-Ortiz, E. & Arellano, R. (2022)

Erschienen in: International Journal of Sports Physiology and Performance, 17 (10), 1463-1472

Zweck der Studie

Zweck der Studie ist es, Veränderungen in Schwimmleistung, Anthropometrie, Kinematik, Energetik und Kraft nach 5-wöchiger Trainingsunterbrechung zu beurteilen.

Methoden:

Einundzwanzig trainierte und hochtrainierte Schwimmer (13 Männer: 17,4 [3,1] Jahre; 50 m Kraul 463 [77] FINA-Punkte; 8 Frauen: 16,7 [1,7] Jahre; 50 m Kraul 535 [48] FINA-Punkte) führten einen 50-m-Kraulschwimm-All-out-Schwimmtest, Trockenland- und Pool-basierte Krafttests sowie 10-, 15-, 20- und 25-m-Kraul-All-out-Anstrengungen für die anaerobe kritische Geschwindigkeit durch Beurteilung vor und nach einer 5-wöchigen Trainingspause durch.

Herzfrequenz und Sauerstoffaufnahme (VO2) wurden vor und nach dem 50-m-Schwimmtest kontinuierlich gemessen (Off-Kinetik).

Ergebnisse:

Die Leistungsfähigkeit war um 1,9 % (0,54 s) bei Männern (p = 0,007, d = 0,91) und um 2,9 % (0,89 s) bei Frauen (p = 0,033, d = 0,93) beeinträchtigt.

Weder die anthropometrischen Veränderungen (Männer: r2 = 0,516, P = 0,077; Frauen: r2 = 0,096, P = 0,930) noch die körperlichen Aktivitäten, die jeder Teilnehmer während der Nebensaison durchführte (Männer: r2 = 0,060, P = 0,900, Frauen: r2 = 0,250, P = 0,734) verhinderten die abgeschwächte Leistungsfähigkeit.

Schlagzahl und saubere Schwimmgeschwindigkeit nahmen ab (P < 0,05), trotz ähnlicher Schlaglänge und Schlagindex (P > 0,05). Die Laktatkonzentrationen im Blut blieben ähnlich (p > 0,05), aber der VO2peak nahm bei Frauen ab (p = 0,04, d = 0,85).

Beide Geschlechter zeigten eine höhere Herzfrequenz vor und nach dem 50-m-Schwimmtest nach 5 Wochen (P < 0,05). Eine Verschlechterung der anaeroben Stoffwechselleistung wurde nur bei Männern beobachtet (p = 0,035, d = 0,65). Bei Männern wurde eine geringere Kraft im Wasser beim angebundenen Schwimmen beobachtet.

In Bezug auf die allgemeine Athletik wurden bei Männern Beeinträchtigungen des Unterkörpers beobachtet, während Frauen Beeinträchtigungen des Oberkörpers zeigten (P < 0,05).

Schlussfolgerungen der Autoren:

Eine 5-wöchige Trainingsunterbrechung führte zu einer höheren Herzfrequenz beim 50-m-Kraulschwimmen, Verminderung anaerober Kapazitäten (Männer) und Krafteinschränkungen. Trainer sollten Alternativen finden, um De-Trainingseffekte während der Nebensaison zu minimieren.

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